Größere Probleme am Arbeitsmarkt in Thüringen als in anderen Bundesländern

Von Simone Rothe und Irena Güttel

Erfurt/Nürnberg - Der demografische Wandel wird zur Herausforderung für den Thüringer Arbeitsmarkt. Die Probleme werden nach einer Studie größer sein als in anderen Bundesländern.

Unterschiedlich entwickeln sich der Projektion zufolge die verschiedenen Wirtschaftsbereiche. In Thüringen ist demnach unter anderem auch der Einzelhandel vom Stellenabbau als Folge der sinkenden Einwohnerzahl betroffen. (Symbolbild)  © 123RF/brillenstimmer

Im Freistaat sinke die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter bis 2040 mit 15,8 Prozent am stärksten, heißt es in einer Projektion des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Die Folge sei, dass weniger Menschen im Berufsleben stehen, letztlich aber auch weniger Jobs angeboten werden.

Die Projektion hat das IAB zusammen mit dem Bundesinstitut für Berufsbildung und der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung erstellt. Engpässe bei den potenziellen Arbeitnehmern trübten die Wachstumsaussichten in einigen Regionen ein, heißt es in der Studie. Unter den deutschen Bundesländern verzeichneten im Zeitraum bis 2024 allein Hamburg und Berlin noch einen Zuwachs.

Am größten seien die Probleme durch den Rückgang der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter in den fünf ostdeutschen Bundesländern.

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Ein geringer Aufbau neuer Arbeitsplätze stehe einem größeren Abbau in Folge von Strukturwandel und sinkender Arbeitskräftezahl gegenüber.

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IAB-Experte nennt Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte

Engpässe bei den potenziellen Arbeitnehmern trübten die Wachstumsaussichten in einigen Regionen ein, heißt es in der Studie. (Symbolbild)  © Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa

Die Projektion geht davon aus, dass die Zahl der Erwerbspersonen in Deutschland von 47,1 Millionen im Jahr 2023 auf 46 Millionen im Jahr 2040 sinkt.

Unterschiedlich entwickeln sich der Projektion zufolge die verschiedenen Wirtschaftsbereiche. In Thüringen sind demnach der derzeit starke Baubereich, aber auch öffentliche Verwaltungen oder Einzelhandel vom Stellenabbau als Folge der sinkenden Einwohnerzahl betroffen.

Das gilt laut IAB auch für den großen Bereich Erziehung und Unterricht sowie die Lebensmittelindustrie. Im Gesundheits- und Sozialwesen entstehen angesichts der alternden Bevölkerung neue Jobs.

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Wenn die Wirtschaftskraft erhalten werden soll, müsste gezielt in den schrumpfenden Regionen angesetzt werden, sagte IAB-Experte Enzo Weber. Sonst bestehe die Gefahr einer Abwärtsspirale. Wenn weniger Menschen in einer Region lebten, dann werde auch die öffentliche Infrastruktur zurückgefahren, was dazu führen könne, dass noch mehr Menschen wegzögen.

Potenzial sieht Weber zum Beispiel bei älteren Menschen und Frauen, die länger beziehungsweise mehr arbeiten könnten. Auch technologische Lösungen wie virtuelles Arbeiten könnten helfen. Aber ohne Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte werde es nicht gehen, sagte Weber.

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