Immer heißere Städte: So passen sich Thüringer Kommunen an den Klimawandel an

Jena/Erfurt - Jena und Artern (Kyffhäuserkreis) tauchen als besonders heiße und sonnige Orte regelmäßig in den Wetterstatistiken auf. Die Anpassung an den Klimawandel stellt Thüringens Städte vor große Herausforderungen.

An einem heißen Sommertag liegt der Dunst über Jena. Die Stadt setzt inzwischen auch auf mediterrane Baumsorten, zum Beispiel den an Hitze gewohnten Zürgelbaum.
An einem heißen Sommertag liegt der Dunst über Jena. Die Stadt setzt inzwischen auch auf mediterrane Baumsorten, zum Beispiel den an Hitze gewohnten Zürgelbaum.  © Martin Schutt/dpa

35 Grad Celsius im Schatten, glühender Asphalt, aufgeheizte Straßenzüge und Wohnblocks: Das ist in Thüringen in Zeiten des Klimawandels inzwischen keine Seltenheit mehr. Angesichts dieser Entwicklung wird Hitzeschutz in Städten zunehmend ein Thema für die Kommunalpolitik, wie das Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN) beobachtet.

"Unser Eindruck ist, das Thema Klimaanpassung kommt zunehmend an in den Kommunen", sagte Stefan Brune vom dortigen Kompetenzzentrum Klima. Allerdings sind die Städte damit unterschiedlich weit, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab.

So arbeiten etwa Erfurt und Jena schon seit Jahren an Hitzeschutzkonzepten und haben erste Maßnahmen umgesetzt. Die Landeshauptstadt beteiligt sich nach Angaben der Stadtverwaltung seit 2017 an einem Forschungsprojekt "Heatresilient City". Dabei geht es unter anderem um mehr und vielfältigere Baumpflanzungen in der Stadt, aber auch um Hitzeanpassung in Wohnhäusern.

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In einem neuen Wohnquartier werde mit Dach- und Fassadenbegrünung gearbeitet. Akute Hitzewarnungen und Hitzetipps gibt es auf dem städtischen Internetportal www.erfurt.de/hitze. Der vor zwei Jahren in Angriff genommene Hitzeaktionsplan soll laut Stadtverwaltung bis Jahresende fertiggestellt sein.

Klimaoase in Jena

An der sogenannten Klimaoase in Jena können hitzegeplagte Menschen Abkühlung finden. Auf einer ehemaligen Verkehrsfläche wurden Bäume und große Sträucher als Schattenspender gepflanzt und eine Blühwiese angelegt.
An der sogenannten Klimaoase in Jena können hitzegeplagte Menschen Abkühlung finden. Auf einer ehemaligen Verkehrsfläche wurden Bäume und große Sträucher als Schattenspender gepflanzt und eine Blühwiese angelegt.  © Martin Schutt/dpa

Mehr große Bäume ins Stadtgebiet zu bringen ist auch in Jena ein wichtiger Teil der städtischen Klimastrategie. "Laubbäume sind so etwas wie ein Allheilmittel beim Klimawandel", sagt Anya Schwamberger, Stadtentwicklungsplanerin in der Stadtverwaltung.

"Sie bieten im Sommer Schatten und lassen im Winter das Licht durch." Die Stadt setzt inzwischen auch auf mediterrane Sorten, zum Beispiel den aus dem Süden stammenden und an Hitze gewöhnten Zürgelbaum.

Außerdem sollen sogenannte Klimaoasen in der Stadt, die in den Statistiken des Deutschen Wetterdienstes regelmäßig als eine der heißesten Städte in Deutschland auftaucht, hitzegeplagten Menschen Schatten und Abkühlung bieten.

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Eine solche ist gerade im Norden der Stadt angelegt worden. Auf einer ehemaligen Verkehrsfläche wurden Bäume und große Sträucher als Schattenspender gepflanzt und eine Blühwiese angelegt.

In Weimar wird nach Angaben der Stadtverwaltung derzeit an einer Klimaanalyse als Voraussetzung für konkrete Schritte gearbeitet. Dabei sollen besonders hitzegefährdete Gebiete erkundet und die Klimasituation um besonders sensible Einrichtungen wie Altenheime oder das Krankenhaus beurteilt werden.

Temperaturabhängiger Eintrittspreis

Das Schwanseebad in Weimar. In Thüringen wurden am Dienstag bereits am späten Vormittag Temperaturen oberhalb der 30 Grad-Marke gemessen.
Das Schwanseebad in Weimar. In Thüringen wurden am Dienstag bereits am späten Vormittag Temperaturen oberhalb der 30 Grad-Marke gemessen.  © Martin Schutt/dpa

Auch das 5300-Einwohner-Städtchen Artern taucht regelmäßig in den Wetterbilanzen des Deutschen Wetterdienstes auf – als sonnigster Ort Thüringens. Ein Hitzeschutzkonzept gibt es hier bislang nicht, wie Bauamtsleiterin Antje Große sagte.

"Alles, was baulicher Wärmeschutz ist, machen wir aber." So seien das Bürgerzentrum und ein besonders Hitze-anfälliger Kindergarten mit Jalousien zum Schutz vor Sonneneinstrahlung ausgestattet worden. "Wo es möglich ist, pflanzen wir auch Bäume." Gerade im Ortszentrum, dem heißesten Bereich, sei dies allerdings wegen der zahlreichen unterirdisch verlaufenden Versorgungsleitungen kaum möglich.

Auch in Gera gibt es nach Auskunft von Umweltamtsleiter Konrad Nickschick noch kein detailliertes Hitzeanpassungskonzept - wohl aber punktuelle Ideen. Auf einer Rodungsfläche im Tierpark etwa soll mit Geld aus einem Bundesprogramm ein Klimagarten mit hitzebeständigen heimischen Baumarten entstehen.

Bereits jetzt sei der Tierpark neben dem Stadtwald entlang der Elster eine kühle Oase an heißen Tagen – mit einem temperaturabhängigen Eintrittspreis. "Wenn es heißer ist als 30 Grad, geht der Ticketpreis um 50 Cent herunter."

Titelfoto: Martin Schutt/dpa

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