Thüringen: Seit Wahl von AfD-Landrat viel mehr rechtsextreme Gewalt
Erfurt/Sonneberg - Im vergangenen Jahr wurde in Sonneberg das bundesweit erste Mal ein AfD-Politiker zum Landrat gewählt. Nach Einschätzung von ezra hat das Auswirkungen auf rechtsmotivierte Gewalt in der Region.
Der Landkreis Sonneberg hat sich nach Ansicht der Opferberatungsstelle ezra zuletzt zu einem Schwerpunkt rechtsextremer und rassistischer Gewalt in Thüringen entwickelt.
Dort habe ezra 2023 insgesamt 20 rechtsmotivierte Angriffe verzeichnet, sagte die Beraterin Theresa Lauß am Mittwoch in Erfurt bei der Vorstellung der Jahresstatistik. 2022 hatte ezra im Landkreis Sonneberg demnach vier rechtsmotivierte Angriffe gezählt.
Nur in Erfurt hätten die Berater im vergangenen Jahr in Thüringen mit 33 derartigen Übergriffen noch mehr Fälle registriert.
Nach Angaben des ezra-Projektkoordinators, Franz Zobel, hat diese Entwicklung im Süden Thüringens maßgeblich damit zu tun, dass in Sonneberg im vergangenen Jahr das erste Mal bundesweit ein AfD-Politiker zum Landrat gewählt wurde.
Die Opferschutzorganisation ist auf die Beratung von Menschen spezialisiert, die aus rechtsextremen Motiven heraus angegriffen sind. Getragen wird sie von der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.
Gastronom: Menschen stoßen mit rechtsextremen Parolen an
Ein in Sonneberg lebender Gastronom sagte, seit der Landratswahl 2023 würden dort Dinge öffentlich gesagt, die die Menschen zuvor zwar bereits gedacht, aber zum Beispiel nur in ihren Garagen oder auf privaten Feiern gesagt hätten.
So komme es inzwischen regelmäßig vor, dass Menschen beim Biertrinken nicht mit einem "Prost", sondern mit rechtsextremen Parolen anstoßen würden. Der Mann ist auch in der Sonneberger Zivilgesellschaft aktiv.
Titelfoto: Daniel Vogl/dpa