Plötzlich sackt alles zusammen: Erdfälle bleiben in Thüringen große Gefahr
Erfurt/Jena - Es ist eine Horrorvorstellung: Auf einmal tut sich die Erde auf und reist Häuser und Straßen in die Tiefe. Solche Erdfälle kommen in Thüringen immer wieder vor.
In diesem Jahr sind im Freistaat bisher 12 Erdfälle registriert worden. "Diese Anzahl erscheint im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren momentan nicht signifikant erhöht", sagte ein Sprecher des Thüringer Landesamts für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN).
Ob die Zahl der Erdfälle aufgrund der hohen Niederschlagsmengen der vergangenen Monate ansteigen werde, müssten die kommenden Wochen und Monate zeigen. Aktuell sei die Lage den Umständen entsprechend normal, es könnten nicht mehr Ereignisse als in den vorherigen Jahren festgestellt werden.
Die höchste Dichte von Erdfällen gibt es demnach am Südrand von Harz und Kyffhäuser, am Nord- und Südrand des Rennsteigs sowie im Bereich des Salzhanges in Südthüringen. Auch die nördlichen und westlichen Ränder der Thüringer Senke seien stark betroffen.
Verursacht werden Erdfälle den Angaben nach durch die Lösung von wasserlöslichen Salzen, Sulfaten und Karbonaten im Erdreich. Aktuell seien im Freistaat rund 21.000 sogenannte Subrosionsobjekte erfasst, die Erdfälle, Subrosionssenken, Zerrspalten und Erdfallquellen beinhalteten.
Als Subrosion wird die unterirdische Abtragung von Gesteinen etwa durch Grundwasser bezeichnet.
Auch für Thüringer Straßen sind Erdfälle ein Problem
Allein in diesem Jahr wurden an mehreren Stellen Reparaturen nötig - etwa in der Nähe mehrerer Orte im Kreis Nordhausen. In Wolfsgefärth im Kreis Greiz wurde demnach ein Erdfallabschnitt mit einer Stahlbetonplatte überbrückt.
Auf der B4 zwischen Erfurt und Andisleben wurde sechs Jahre lang ein Monitoring wegen eines Erdfallverdachts durchgeführt. Dabei seien keine Hinweise auf Vorgänge im Untergrund nachgewiesen worden.
Planern von Bauvorhaben - von Rohr- und Kanalleitungen bis hin zu Gebäuden und Bahnstrecken - würden von den TLUBN-Experten bei Vorhaben beraten, zudem werde derzeit eine Gefahrenhinweiskarte erstellt, hieß es vom TLUBN.
Wer selbst in einem Erdfallgebiet bauen will, sollte ein Bodengutachten erstellen lassen. Schäden aus Erdfällen werden Versicherern zufolge in der Regel nicht über die Hausratversicherung abgedeckt, dafür ist der Abschluss einer Elementarschadenversicherung nötig.
Auf der Seite des TLUBN gibt es unter anderem Merkblätter mit Tipps für das Verhalten bei Erdfällen.
Titelfoto: Sebastian Willnow/dpa