Minister schlägt Alarm! Thüringen für "Krisenfall" nicht gerüstet
Von Simone Rothe
Erfurt - Nach Einschätzung von Thüringens Energieminister Tilo Kummer (56, BSW) ist die Infrastruktur für einen Krisenfall mit längerem Stromausfall nicht ausreichend gerüstet.

Vor allem die Kraftstoffversorgung beispielsweise für Notstromaggregate in Trinkwasseranlagen müsste modernisiert werden, sagte Kummer auf Anfrage in Erfurt.
Er plädiert für eine neue gesetzliche Regelung des Bundes für die Kraftstoffstoffversorgung sogenannter kritischer Infrastruktur im Krisenfall.
Ohne ausreichend Kraftstoffe wäre gerade in Thüringen eine stabile Wasserversorgung nicht möglich, wenn der Strom flächendeckend ausfallen sollte. Dann müssten Notstromaggregate einspringen.
Nur die Trinkwasseraufbereitungsanlage an der Ohratalsperre in Luisenthal im Kreis Gotha könnte auch bei einem Blackout autark mit Strom versorgt werden, so der Minister.
Verordnung aus dem Jahr 1982 bereitet Minister Tilo Kummer Sorgen

Bisher gelte in Deutschland etwa bei lang anhaltenden, großflächigen Stromausfällen noch eine Verordnung aus dem Jahr 1982. "Damit wäre im Krisenfall kein funktionsfähiges System nutzbar. Es wäre fahrlässig, sich als Land nicht besser gegen mögliche Krisenfälle vorzubereiten", so Kummer.
Zur kritischen Infrastruktur, bei deren Ausfall Versorgungsengpässe drohen, zählen neben der Wasserversorgung unter anderem Energie und Informationstechnik, Telekommunikation, Transport und Verkehr, Lebensmittel- sowie Gesundheitsversorgung.
In Thüringen bestehen sechs Trinkwassertalsperren, die etwa die Hälfte des Trinkwasserbedarfs im Freistaat decken. Dazu zählen Leibis/Lichte in Ostthüringen, die Ohratalsperre in Rennsteignähe sowie Scheibe-Alsbach im Kreis Sonneberg.
Nach Angaben der Thüringer Fernwasserversorgung werden jährlich etwa 53 Millionen Kubikmeter Wasser aus Talsperren zur Trinkwasseraufbereitung bereitgestellt.
Titelfoto: Bildmontage: Martin Schutt/dpa, Monika Skolimowska/dpa