Nobitz - Pascal Zopora (22) aus Nobitz, im Kreis Altenburger Land, ist Jobfluencer - er stellt Berufe vor! Seine Zielgruppe sind junge Menschen (16 bis 24, plus/minus). Im TAG24-Interview berichtet der Studienabbrecher und Befürworter einer Reform des Schulunterrichts von seinem Werdegang und was er im Monat verdient.
TAG24: Du bist 22, hast keine Ausbildung und bist Studienabbrecher. Wenn man das so hört, könnte man meinen: kein Bock, kein Plan. Aber du hast offenbar einen Plan - und auch Bock!
Pascal: Ich war schon auf dem Gymnasium beziehungsweise in der Schulzeit sehr ambitioniert. Mein Abi habe ich mit 1,7 bestanden. Dass ich keine Ausbildung absolviert habe und Studienabbrecher bin, ist mir sehr wichtig, nach außen zu tragen. Ich bin nämlich der festen Überzeugung, dass es heutzutage nicht unbedingt eine Ausbildung oder ein Studium braucht, um erfolgreich zu sein.
TAG24: Kannst du kurz skizzieren, wie du Jobfluencer geworden bist?
Pascal: Nach der Schulzeit habe ich ein Praktikum bei einem Unternehmer in Dubai absolviert. Das hat mir noch mal völlig neue Einblicke in die Arbeitswelt gegeben. Zuvor hatte ich schon Nachhilfe gegeben und bei einem Discounter gejobbt. Ich habe dann ein Studium für International Business in Zwickau angefangen. Und da kam auch die Idee auf, die Nachhilfe-Agentur, welche ich gemeinsam mit einem Freund aufgebaut hatte, in ein Start-up umzuwandeln.
Es sollte darum gehen, jungen Menschen all das beizubringen, was sie in der Schule nicht lernen - von Steuern bis hin zu Investment. Es gab auch eine Plattform, aber das hat irgendwie nicht so geklappt. Schließlich kam die Idee, Videos zu erstellen, in denen Berufe vorgestellt werden.
Trotz Einser-Note in der ersten Prüfung: Pascal bricht Studium ab!
TAG24: Und dein Studium?
Pascal: Das habe ich dann offiziell abgebrochen, wobei ich zuvor schon lange vorher gedanklich abgebrochen hatte. Und das, obwohl ich die erste Prüfung mit 1,7 - wie beim Abi-Schnitt - abgeschlossen habe. Aber ich habe gemerkt, dass ich mich nicht wohlfühle. Daher habe ich dann alles auf die Karte Videos gesetzt.
TAG24: Du hast schon diverse Berufe vorgestellt und größtenteils auch selbst getestet - vom Bäcker über den Fußball-Kommentator bis hin zum Hausarzt! Wie sieht denn der Alltag eines Jobfluencers aus?
Pascal: Auf jeden Fall ist kein Tag wie der andere! Am Drehtag kommen mein Kamerateam und ich zu Arbeitsbeginn und gehen zu Arbeitsschluss des jeweiligen Berufes - plus/minus. Danach geht es ins Büro. Die Videodateien werden gesichert, der Schnitt wird besprochen und das war's dann eigentlich auch im Großen und Ganzen. An anderen Tagen werden Absprachen getroffen und/oder es gibt Kundendrehs.
TAG24: Das heißt, du und dein Team, ihr produziert auch Werbevideos für Unternehmen?
Pascal: Ja, oder wir beraten Unternehmen im Bereich Social Media.
Interview mit dem Bundeskanzler
TAG24: Was verdienst du denn im Monat?
Pascal: Netto kann man sagen, ungefähr 15.000 bis 20.000 Euro. Wobei ich dazu sagen muss, dass sich der Großteil aus dem Dienstleistungsgeschäft zusammensetzt. Mit YouTube kommen im Schnitt 100 Euro zusammen, in einem Monat waren es auch mal fast 500 Euro. Von Instagram und TikTok habe ich bisher keinen Cent gezahlt bekommen.
TAG24: Das ist dann auch eine Frage der Reichweite, wie viele Follower man schon hat, oder?
Pascal: Ja, richtig. Also allein Social Media sorgt noch nicht dafür, dass Büro, Team und Miete bezahlt werden können. Aber das ist definitiv das Ziel - dass sich das komplett von allein trägt.
TAG24: Beiträge wie das Mini-Interview mit Bundeskanzler Olaf Scholz (66) vor Kurzem könnten die Reichweite steigern. Hintergrund ist, dass du gern auch mal einen Spitzenpolitiker an einem Tag begleiten wollen würdest, was aber mit deiner bisherigen Reichweite noch nicht so drin war, wenn man das so sagen kann.
Pascal: Ja, kann man schon so sagen: Je mehr Reichweite man hat, desto mehr Möglichkeiten hat man auch. Und ja, es ist auch eine Idee, bekannte Leute zu begleiten und ihren Werdegang vorzustellen.
Pascal: "Meiner Ansicht nach kommt das viel zu kurz"
TAG24: Hältst du es eigentlich für notwendig, den Unterricht in der Schule zu reformieren?
Pascal: Ja, auf alle Fälle. Einblicke in das echte Leben kommen viel zu kurz. In der Schule habe ich gelernt, wie man Gedichte und binomische Formeln analysiert, aber nicht, auf was man bei einem Mietvertrag achten muss oder auf was es bei einer Steuererklärung ankommt. In der neunten Klasse hatte ich gerade mal zwei Wochen Praktikum - bei einem Automobilzulieferer und einem Finanzamt. Das hat mir geholfen: Ich wusste dann, dass ich das nicht machen werde. Aber auch das kommt meiner Ansicht nach viel zu kurz!