Hochwasser in Thüringen: Ort wird evakuiert - 400 Menschen betroffen!
Jena/Heringen/Schleusingen - Auch wenn die Pegel in Thüringen derzeit vielerorts sinken: Die Lage im Norden und Süden des Freistaats bleibt weiterhin angespannt. In Nordthüringen wird ein Ort evakuiert.
Im besonders vom Hochwasser betroffenen Norden des Freistaats wird die höchste Meldestufe derzeit lediglich einmal überschritten. Das ging am Montagnachmittag aus einer Übersichtskarte des Landesamtes für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN) hervor.
Nach Angaben des Landkreises Nordhausen hat sich die Lage in den meisten Orten verbessert.
Anders dagegen in Windehausen - ein Ortsteil der Landgemeinde Stadt Heringen/Helme. Der Krisenstab tagte am Morgen in Heringen. Später hieß es: Der Ort wird evakuiert! Es wurde von etwa 400 Menschen gesprochen, die betroffen sein sollen.
Bereits am Vortag sei es zu Evakuierungen auf freiwilliger Basis gekommen, erklärte Toni Theuerkauf, Stadtbrandmeister der Freiwilligen Feuerwehr Stadt Heringen/Helme, im Gespräch mit TAG24. Es habe dann jedoch die dringliche Empfehlung gegeben, die Gebäude zu verlassen.
Windehausen soll verlassen werden
Den Angaben nach ist der Ort größtenteils überflutet - mit Wasserständen von 70 cm bis 1 Meter. Strom und Abwasser gebe es nicht, so der Stadtbrandmeister weiter.
Nach Angaben des Landkreises musste im Dorf an Heiligabend gegen 18.30 Uhr der Strom komplett abgeschaltet werden, da Trafostationen unter Wasser standen.
Matthias Marquardt (54, Linke), Bürgermeister der Landgemeinde Stadt Heringen/Helme, erklärte, dass man aktuell "bewusst" keine Zwangsevakuierung anweisen werde, allerdings forderte er die Menschen dringend auf, die Häuser, den Ort zu verlassen.
Zudem wies Bürgermeister Marquardt darauf hin, an Medikamente und wichtige Unterlagen, die womöglich für die kommenden Tage benötigt werden, zu denken. Für Betroffene gibt es eine 24-Stunden-Hotline: 036333/6720. Laut dem Bürgermeister sei damit zu rechnen, dass die Hochwasserlage tagelang andauern werde.
"Die Situation ist sehr bedrohlich, so ein Bild habe ich in der Goldenen Aue noch nicht gesehen", meinte Marquardt gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.
Ramelow lobt Helfer: "Eine großartige Leistung"
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (67, Linke), der sich am Montag vor Ort ein Bild von der Lage machte, teilte am Nachmittag via Facebook mit: "Danke an alle Helfer. Eine großartige Leistung. Allen Betroffenen gilt meine Anteilnahme und ich hoffe, dass viele Menschen helfen, wenn es ans Aufräumen geht. Hochwasserschutz neu denken."
Auch in Südthüringen standen Evakuierungsmaßnahmen im Raum. Von der Nahe in Hinternah wurde auch am Montag eine überschrittene Alarmstufe 3 vermeldet.
Nach Angaben des Landkreises Hildburghausen wurden der Landkreis sowie die Stadt Schleusingen am frühen Montagmorgen darüber informiert, dass die Talsperren Schönbrunn und Ratscher, in etwa 12 bis 24 Stunden den maximalen Füllstand erreichen würden und ein automatisches kontrolliertes Ablassen erforderlich werde.
Demnach würden zu den hohen Pegelständen an der Schleuse, Nahe und Werra weitere Wassermengen hinzukommen, hieß es.
Landesamt-Sprecher geht von fallenden Pegeln aus
Krisenstäbe nahmen noch am frühen Morgen ihre Arbeit auf. Unterstützung gab es den Angaben zufolge vonseiten des Landesamtes für Umwelt, Bergbau und Naturschutz sowie dem Gewässerunterhaltungsverband Obere Werra/Schleuse.
Vorsorglich wurden vom Landkreis Hildburghausen in Abstimmung mit der Stadt Schleusingen Evakuierungsmaßnahmen von betroffenen Ortschaften vorbereitet. Nach aktuellem Stand seien jedoch keine derartigen Maßnahmen im Landkreis Hildburghausen notwendig, hieß es am Nachmittag.
Bereits am Mittag hatte Schleusingens Bürgermeister André Henneberg (Freie Wähler) im Gespräch mit TAG24 erklärt, dass es solche Evakuierungsmaßnahmen gegenwärtig nicht geben werde. Dabei hatte er auf eine Lagebesprechung verwiesen.
Derzeit gehe man davon aus, dass sich die Tendenz der fallenden Pegel fortsetze, hatte Nils Fröhlich, Pressesprecher des TLUBN, am Vormittag im Gespräch mit der Redaktion mitgeteilt.
Weiterhin viele Straßenabschnitte gesperrt
Dabei hatte Fröhlich auch auf prognostizierte Niederschläge, die deutlich unter zuletzt zusammengekommenen Niederschlagsmengen liegen würden, verwiesen. Vereinzelt könne es aber hier und da nochmal zu kleineren Anstiegen kommen.
Nichtsdestotrotz sind im Landkreis Nordhausen nach wie vor jede Menge Feuerwehrleute im Einsatz. Das erfuhr die Redaktion am späten Nachmittag im Gespräch mit der zentralen Leitstelle für Rettungsdienst, Brand- und Katastrophenschutz für den Landkreis Nordhausen und den Kyffhäuserkreis.
Den Angaben nach sind auch weiterhin zahlreiche Verkehrsabschnitte gesperrt - darunter die B4 Nordhausen Richtung Niedersachswerfen oder die L2067 Woffleben Richtung Gudersleben.
Erstmeldung vom 25. Dezember, um 10.51 Uhr, zuletzt aktualisiert um 18.04 Uhr.
Titelfoto: News5/Ittig