Hier sind Brüste zu sehen: In diesem Bad schwimmen Frauen bereits seit 40 Jahren oben ohne
Weimar - Die deutschlandweite Debatte darüber, ob Menschen ihre weiblichen Brüste in Schwimmbädern auch ohne Stoffbedeckung zeigen dürfen, hat in Weimar für wenig Furore gesorgt.
Denn im Schwanseebad ist das Oben-ohne-Schwimmen für alle seit Jahrzehnten gelebte Praxis. "Für andere ist es ein Thema, für uns ist es einfach schon immer so gewesen", sagt eine Sprecherin der zuständigen Stadtwirtschaft Weimar.
"In der DDR gab es eine frei zugängliche Wiesenfläche, wo die Damen sich oben ohne gesonnt haben. Wir haben das einfach übernommen", erklärt Schwimmmeister Matthias Weber. Der 62-Jährige kennt es gar nicht anders. "Wir forcieren es nicht extra, aber wir schreiten da auch nicht ein."
Seit der Wende habe sich die Badekultur aber auch in Weimar verändert und das Oben-ohne-Baden stark nachgelassen. Doch von der Studentin bis zur Rentnerin werde das Angebot, wenn auch moderat, weiter genutzt. "Die Hosen müssen aber alle an bleiben", sagt Weber. Komplett freilegen sei in dem Bad ohne ausgewiesenen Freikörperkultur-, also FKK-Bereich rechtlich nicht zulässig.
Die Debatte ums Schwimmen ohne Brustbedeckung thematisiert die Ungleichbehandlung der Geschlechter in öffentlichen Schwimmbädern. Seit dem 1. Mai dürfen alle Badegäste in der südniedersächsischen Stadt Göttingen am Wochenende ohne Oberkörperbekleidung die Schwimmbäder besuchen.
Auslöser war, dass eine Person, die sie sich selbst nicht als Frau identifiziert, wegen Oben-ohne-Badens aus einem Schwimmbad verwiesen wurde und Hausverbot erhielt. Das Schwimmbad sah die Person als Frau an und sprach deswegen von einem Verstoß gegen die Badeordnung.
Demnach war das Baden ohne Oberkörperbekleidung nur Männern gestattet.
Titelfoto: Annette Riedl/dpa