Thüringen: Erste kreisfreie Stadt verdonnert Flüchtlinge zur Arbeit
Von Simone Rothe
Gera - Gera führt als erste kreisfreie Stadt Thüringens öffentliche und gemeinnützige Arbeitsgelegenheiten zur Integration von Asylbewerbern ein.

Die Tätigkeiten sollen Geflüchteten angeboten werden, teilte die Stadtverwaltung Gera mit. Sie müssten grundsätzlich angenommen werden, eine unbegründete Ablehnung könne zur Kürzung von Leistungen führen. Für die Tätigkeiten kämen etwa 73 Flüchtlinge infrage, viele andere seien bereits in Arbeit oder Ausbildung.
Geras Oberbürgermeister Kurt Dannenberg (56, CDU) erklärte zu der Entscheidung: "In den letzten Jahren haben wir in Gera eine Vielzahl von Asylsuchenden aufgenommen, die vor Krieg, Verfolgung und Not geflohen sind. Wir als Stadt stehen vor der Herausforderung, diesen Menschen eine Perspektive zu bieten, sich in unsere Gesellschaft einbringen zu können."
Er bezeichnete das Angebot von Arbeitsgelegenheiten als wichtigen Schritt nach der Einführung der Bezahlkarte für Asylbewerber im vergangenen Oktober.
Flüchtlinge erhalten Aufwandsentschädigung für ihre Arbeit

Durch gemeinnützige Arbeit werde eine Möglichkeit geschaffen, aktiv in der Gesellschaft mitzuarbeiten und ein persönliches Zugehörigkeitsgefühl zu entwickeln, hieß es in der Mitteilung der Stadtverwaltung. Die Arbeitsgelegenheiten würden in Zusammenarbeit mit staatlichen, kommunalen und gemeinnützigen Trägern angeboten.
Es handele sich um zusätzliche Aufgaben beispielsweise im Freizeit- und Sportbereich, in der Denkmalpflege, in der Landschafts- und Grünflächenpflege, im sozialen Bereich oder in Kultureinrichtungen. Gezahlt werde eine Aufwandsentschädigung von 80 Cent pro Stunde.
Eine Zahlung von 80 Cent hatte der CDU-Landrat Christian Herrgott (40) für Asylbewerber im Saale-Orla-Kreis als erster Thüringer Kommunalpolitiker vor gut einem Jahr eingeführt. Er nutzte eine entsprechende Regel im Asylbewerberleistungsgesetz. Auch der Landkreis Greiz hatte im Sommer 2024 eine Arbeitspflicht für Asylbewerber festgelegt.
In Gera gab es laut Stadtverwaltung Ende 2024 insgesamt 845 Asylbewerber. 403 davon befinden sich in Arbeit oder absolvieren eine Ausbildung, ein Studium beziehungsweise einen Sprach- oder Integrationskurs.
Titelfoto: Julian Stratenschulte/dpa