Familie im KZ Auschwitz ermordet: Holocaust-Überlebende Éva Fahidi-Pusztai gestorben
Weimar - Sie gehörte zu den bekanntesten Zeitzeuginnen des Holocaust und warnte heutige Generationen vor dessen Relativierung. Nun ist Éva Fahidi-Pusztai gestorben.
"Mit großer Trauer haben wir erfahren, dass heute Morgen Éva Fahidi-Pusztai, Überlebende der KZ Auschwitz und Buchenwald und engagierte Kämpferin für Demokratie und die Menschenrechte, in Budapest verstorben ist", teilte die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora am Montag unter Berufung auf Fahidis Lebenspartner mit."
Mit ihr verlieren wir eine enge Freundin, die die Gedenkstätte Buchenwald seit Jahrzehnten mit großem Engagement unterstützt hat."
Die mit dem Bundesverdienstkreuz geehrte Fahidi-Pusztai, die Ehrenbürgerin von Weimar und Stadtallendorf (Hessen) war, starb wenige Wochen vor ihrem 98. Geburtstag. Sie hatte fast ihre gesamte Familie im Holocaust verloren.
In den vergangenen 20 Jahren hatte sie sich als Zeitzeugin vielfältig dafür engagiert, dass der Holocaust nicht in Vergessenheit gerät und nicht umgedeutet wird. Sie trat auch für die Verurteilung der letzten noch lebenden Täter aus den NS-Konzentrations- und Vernichtungslagern ein.
"Ein starkes Herz hat aufgehört zu schlagen. Ich bin unendlich traurig", schrieb Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (67, Linke) im Kurznachrichtendienst X (früher Twitter).
Éva Fahidis Mutter und ihre jüngere Schwester wurden in der Gaskammer ermordet
Éva Fahidi wurde am 22. Oktober 1925 im ungarischen Debrecen als Tochter eines großbürgerlichen jüdischen Holzhändlers geboren. Die Familie konvertierte 1936 zum Katholizismus. Ende der 1930er Jahre wurden in Ungarn immer strengere antisemitische Gesetze eingeführt, die die jüdische Bevölkerung zunehmend aus der Gesellschaft ausschlossen.
Nach der Besetzung Ungarns durch die deutsche Wehrmacht im Frühjahr 1944 musste die Familie Fahidi ins Ghetto übersiedeln.
Am 27. Juni 1944 wurde sie ins Vernichtungslager Auschwitz/Birkenau verschleppt, wo Éva Fahidis Mutter und ihre jüngere Schwester in der Gaskammer ermordet wurden und der Vater an den Bedingungen im Lager starb. Insgesamt 49 ihrer Familienangehörigen fielen dem Holocaust zum Opfer.
Sie selbst wurde Mitte August 1944 zur Zwangsarbeit in das hessische Außenlager Münchmühle des KZ Buchenwald transportiert. Im März 1945 von amerikanischen Truppen befreit, kehrte Éva Fahidi nach Ungarn zurück.
Sie arbeitete dort später im Außenhandel, 1989 gründete sie ein eigenes Unternehmen.
Titelfoto: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa