Endlager für hoch radioaktiven Atommüll: Grüne können sich Thüringen vorstellen

Erfurt - Seit Langem wird in Deutschland nach einem Standort für ein Atommüll-Endlager gesucht. Einzelne Landespolitiker sperren sich dagegen, dass ihr Bundesland dafür in Betracht kommen könnte. Die Thüringer Grünen verfolgen einen anderen Ansatz.

Für die schwach- und mittel radioaktiven Abfälle gibt es bereits ein genehmigtes Endlager in Niedersachsen. Für den hoch radioaktiven Atommüll wird hingegen noch ein Endlager-Standort gesucht. (Symbolbild)
Für die schwach- und mittel radioaktiven Abfälle gibt es bereits ein genehmigtes Endlager in Niedersachsen. Für den hoch radioaktiven Atommüll wird hingegen noch ein Endlager-Standort gesucht. (Symbolbild)  © Sina Schuldt/dpa

Die Grünen im Landtag können sich unter bestimmten, wissenschaftlich definierten Bedingungen vorstellen, dass Thüringen Standort für das deutsche Atommüll-Endlager wird.

"Das Ziel muss sein, für das Endlager den sichersten Standort in Deutschland zu finden", sagte die energiepolitische Sprecherin der Fraktion, Laura Wahl (28), der Deutschen Presse-Agentur.

"Deshalb schließen wir Thüringen als möglichen Standort nicht aus, das würde das gesamte Verfahren konterkarieren." Es dürfe nicht sein, dass das Endlager dort entstehe, wo es den geringsten Widerstand dagegen gebe.

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Die Suche nach einem Endlager für den hoch radioaktiven Abfall Deutschlands wird seit Jahren schon von der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) organisiert. Das Unternehmen gehört dem Bund und war 2016 gegründet worden, um ein solches Endlager zu finden.

Die Suche erfolgt in einem mehrstufigen Verfahren und geht von einer sogenannten weißen Landkarte aus. Das heißt, dass keine Region in Deutschland bei der Suche von vorneherein ausgeschlossen oder als besonders geeignet betrachtet wurde.

Die Grünen-Fraktion stehe zu dem vereinbarten, ergebnisoffenen Prozedere. "Wir Grüne bekennen uns sehr deutlich zu dem gewählten Verfahren der weißen Karte", bekräftigte Wahl.

Ramelow: "Das alarmiert mich"

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (67, Linke) hatte sich unzufrieden mit der Bundesgesellschaft für Endlagerung und der Endlager-Suche gezeigt. (Archivbild)
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (67, Linke) hatte sich unzufrieden mit der Bundesgesellschaft für Endlagerung und der Endlager-Suche gezeigt. (Archivbild)  © Martin Schutt/dpa

In der Vergangenheit hatte das Verfahren einzelne Landespolitiker in Alarm versetzt. So hatte etwa Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (56, CSU) 2020 das Auswahlverfahren scharf kritisiert, nachdem die BGE erklärt hatte, auch weite Teile Bayerns würden günstige geologische Voraussetzungen für ein Endlager besitzen. Bayern sei nach seiner Überzeugung als Endlager-Standort ungeeignet, hatte Söder damals gesagt.

Auch Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (67, Linke) hatte sich unzufrieden mit der BGE und der Endlager-Suche gezeigt. Dass in zwei Gebieten in Thüringen Methoden zur Endlager-Suche erprobt werden sollen, sei problematisch und erklärungsbedürftig, hatte Ramelow 2021 erklärt. "Das alarmiert mich." Die BGE hatte damals betont, dass die Erprobung von Methoden nicht bedeute, dass diese Areale in einer engeren Auswahl als Endlager-Standort seien.

Die Debatten um die Endlager-Suche zeigten erneut, wie richtig es gewesen sei, dass Deutschland inzwischen aus der Erzeugung von Atomenergie ausgestiegen sei, sagte Wahl.

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Statt auf Kernenergie zu setzen, müssten insbesondere auch in Thüringen die erneuerbaren Energien sehr schnell ausgebaut werden. Sie nehme, infolge der Energiekrise, in dieser Frage inzwischen durchaus ein Umdenken war. "Wer eine Solaranlage auf dem Dach hat, der war von den steigenden Energiepreisen einfach weniger betroffen als andere."

Entscheidung um Endlager-Standort dauert noch!

Für die nächsten Jahre sei es gerade beim Neubau von Windrädern wichtig, dass die Menschen in den Regionen, in denen die Anlage errichten werden, davon unmittelbar profitieren könnten. Das werde die Akzeptanz für die Energiewende und auch die Windenergie erhöhen, meinte Wahl.

Im Umweltausschuss des Thüringer Landtages hatten Vertreter der BGE vor kurzem unterstrichen, dass eine Entscheidung darüber, wo in Deutschland das Endlager schließlich entstehen soll, frühestens in den 2040er Jahren fallen werde. Der ursprünglich anvisierte Termin - das Jahr 2031 – sei unmöglich zu halten, hieß es.

Titelfoto: Sina Schuldt/dpa

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