Das bewerten viele Thüringer schlechter als der ostdeutsche Durchschnitt
Von Sebastian Münster
Erfurt - Viele Menschen in Thüringen beurteilen ihre Arbeitsbedingungen schlechter als der ostdeutsche Durchschnitt. Häufige Gründe sind Schichtarbeit, Personalmangel und eine hohe Arbeitsbelastung.

Weniger als die Hälfte der Menschen in Thüringen kann sich derzeit vorstellen, bis ins Rentenalter im aktuellen Job zu arbeiten. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Umfragezentrums Bonn im Auftrag des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) hervor, die das Thüringer Sozialministerium in Erfurt vorstellte.
Demnach halten es 43 Prozent der 1000 Befragten in Thüringen für wahrscheinlich, dass sie ihren derzeitigen Job bis ins Rentenalter durchhalten. Im ostdeutschen Durchschnitt waren es 50 Prozent. Die Gründe dafür liegen der Umfrage zufolge in den beruflichen Rahmenbedingungen in Thüringen und vor allem in der Arbeitsbelastung.
Thüringens Arbeitsministerin Katharina Schenk (37, SPD) sagte, gute Arbeitsbedingungen seien eine Voraussetzung für eine starke Wirtschaft. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssten ihre Arbeit körperlich und psychisch gesund bewältigen können.
Zu den häufigsten Arbeitgebern in Thüringen gehören dem Bericht zufolge kleinere Betriebe in der Industrie und dem Baugewerbe.
Jeder vierte Thüringer bewertet Arbeitsbedingungen als schlecht

Knapp jeder dritte Beschäftigte im Freistaat arbeitet regelmäßig im Schichtbetrieb - das sind mehr als doppelt so viele wie im gesamtdeutschen Vergleich. Auch das Durchschnittsalter der Beschäftigten ist in Thüringen höher als im Rest Deutschlands.
Eine Mehrheit der Befragten gab an, in ihrem Beruf unter den Belastungen eines ausgeprägten Personalmangels zu leiden. Verschärft werde das Problem durch einen vergleichsweise höheren Anteil an Menschen in Thüringen, die ihre Arbeitszeit reduzierten.
Mehr als ein Drittel der Befragten hat bereits Kündigungen wegen zu hoher Arbeitsbelastung erlebt. Schenk sagte, die Menschen litten unter einem starken Arbeitsdruck. Das setze einen Teufelskreis in Gang, "dass noch weniger Personen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen".
Besonders groß ist den Daten nach die Gruppe derjenigen, die ihre Arbeitsbedingungen als schlecht bewerten. Das ist in Thüringen fast jeder Vierte (23 Prozent).
Den Rückstand gegenüber Gesamtdeutschland hat Thüringen seit Beginn der länderspezifischen Befragung 2013 aber verkleinert. Insbesondere Einkommen und Sicherheit ihres Arbeitsplatzes beurteilen viele Menschen im Freistaat heute deutlich besser als noch vor zwölf Jahren.
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