Aufzug von Rechtsextremisten: Polizei muss Konzert von Prinzen-Sänger Krumbiegel sichern
Schleusingen - Die Polizei hat in Schleusingen (Südthüringen) ein Konzert des Sängers Sebastian Krumbiegel (57) gesichert - der Prinzen-Frontmann wollte mit seinem Auftritt ein Zeichen gegen Rechtsextremismus setzen.
Parallel zu seinem Konzert am Samstagabend in Schleusingen fand ein Aufzug der rechtsgerichteten Wählergemeinschaft "Zukunft Hildburghausen" statt.
An dem Marsch der Rechtsextremisten nahmen nach Polizeiangaben etwa 95 Menschen teil. Zum Konzert von Krumbiegel, einem Friedensgebet und einem anschließenden stillen Protest vor dem Auftrittsort, einer Kirche, kamen rund 240 Menschen, teilte die Polizei mit. Nach ihren Angaben blieb in dem Südthüringer Ort alles friedlich.
Zuvor war bekannt geworden, dass der 57-Jährige vor einer Lesung am Freitagabend in Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern schwer bedroht worden war. Nach bösen Kommentaren in sozialen Medien wollten die Veranstalter die Lesung aus Angst vor Übergriffen absagen.
Dagegen habe er sich jedoch gewehrt, sagte der aus Leipzig stammende Prinzen-Sänger. Er wolle sich nicht "von irgendeinem Mob" vorschreiben lassen, wann und wo er auftrete. "Für mich war es wichtig, mich nicht in die Flucht treiben zu lassen."
Die Lesung in Greifwald fand am Freitagabend schließlich unter Polizeischutz statt, etwa 80 Menschen kamen, Zwischenfälle gab es nicht.
Krumbiegel: "Das ist eine ganz neue Dimension"
Krumbiegel erklärte, schon in der Vergangenheit habe er immer wieder Drohungen bekommen. "Jetzt stand aber zur Debatte, ob die Veranstaltung abgesagt werden muss. Das ist eine ganz neue Dimension."
Kulturstaatsministerin Claudia Roth (68, Grüne) betonte in Berlin, es sei alarmierend und dürfe nicht hingenommen werden, dass ein engagierter Künstler wie Krumbiegel mit Drohungen und Einschüchterungen davon abgehalten werden solle, aufzutreten und sich die Veranstalter deshalb große Sorgen machten.
"Es darf in unserem Land nicht dazu kommen, dass rechtsextreme Kräfte darüber bestimmen wollen, wo welche Form von Kultur stattfindet", teilte die Grünen-Politikerin mit.
Titelfoto: Bernd Wüstneck/dpa