Amtstierärztin zu Skandal-Video aus Schlachthof: "Es war einfach nur grauenhaft"
Rendsburg - Das Veterinäramt in Rendsburg hat massive Kritik an einem Schlachthof in Schleswig-Holstein geübt. Tierschützer hatten skandalöse Zustände in dem Betrieb aufgedeckt. Der Betrieb weist die Vorwürfe zurück.
Nach den Vorwürfen von Tierschützern gegen eine Schlachterei bei Kiel hat sich die Leiterin des Veterinäramtes des Kreises Rendsburg-Eckernförde entsetzt über aufgenommene Schlachtvorgänge geäußert. "Das war pure Rohheit", sagte Kreisveterinärin Manuela Freitag am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Eine Schlachtung laufe nie schön ab, die gefilmten Vorgänge hätten mit den rechtlichen Vorgaben jedoch nichts mehr zu tun gehabt. "Es war einfach nur grauenhaft."
Bereits am Freitag sei der Betrieb geschlossen und Strafanzeige gestellt worden, sagte die Kreisveterinärin. Die Schlachterei sei bei Kontrollen tierschutzrechtlich zuvor nicht aufgefallen. "Da sah es ganz anders aus." Das bedeute, der Verantwortliche wisse, "wie es richtig geht".
Bei der Polizei läuft ein Ermittlungsverfahren gegen den Betrieb. Neben möglichen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz werde geprüft, ob lebensmittelrechtliche Delikte vorlägen, sagte der Kieler Oberstaatsanwalt Axel Bieler.
Die Ermittler versuchten, das gesamte Videomaterial der Organisation "SOKO Tierschutz" zu erhalten, um die konkreten Verantwortlichkeiten zu klären.
Soko Tierschutz: Die Polizei ermittelt
Am Freitag waren mit versteckten Kameras gemachte Aufnahmen von Tierschützern aus der Schlachterei bekannt geworden, die leidende Tiere in dem Betrieb zeigen sollen. Laut "SOKO Tierschutz" wurden 18 Schlachtungen aus den vergangenen Monaten dokumentiert. Rinder seien in dem Betrieb nicht ausreichend und unsachgemäß betäubt worden. Daraufhin sei es zu langen Todeskämpfen von Tieren gekommen. Es habe auch brutale Gewalt gegen Rinder und Schafe gegeben.
Die Schlachterei reagierte nicht auf eine Anfrage der dpa. Gegenüber dem NDR bestritt der Geschäftsführer des Betriebs die Vorwürfe. Fehlbetäubungen seien in dem "betriebsspezifischen Vorgang" ausgeschlossen. Die Mitarbeitenden verfügten zudem über viel Erfahrung.
Die Tiere seien ausnahmslos ordnungsgemäß fixiert worden, bevor sie betäubt worden seien, heißt es aus der Schlachterei.
Titelfoto: lrich Perrey/dpa