Streit um Hindenburgdamm! Ehepaar verklagt Gemeinde Sylt wegen Volksverhetzung

Sylt - Es klingt fast wie ein schlechter Scherz, ist aber Realität! Der Hindenburgdamm verbindet die Insel Sylt mit dem Festland, doch ein Ehepaar aus dem niedersächsischen Laatzen (Region Hannover) hat nun Klage eingereicht - wegen Volksverhetzung!

Der Hindenburgdamm verbindet die Insel Sylt mit dem Festland. Die Strecke ist nur mit dem Zug zurückzulegen.
Der Hindenburgdamm verbindet die Insel Sylt mit dem Festland. Die Strecke ist nur mit dem Zug zurückzulegen.  © Daniel Bockwoldt/dpa/Daniel Bockwoldt

Joachim und Bernadette Gottschalk reicht es. Nachdem sie zunächst die Gemeinde Sylt in einem Schreiben darum gebeten hatten, den Begriff "Hindenburgdamm" nicht mehr zu nutzen, stellte das ältere Ehepaar mittlerweile Strafanzeige, wie die shz berichtet.

Für sie sei Hindenburg aus mehreren Gründen ein Steigbügelhalter von Adolf Hitler gewesen. Er verhalf den Nationalsozialisten 1933 in Deutschland zur Macht, ernannte Hitler zum Reichskanzler und besiegelte damit den Weg in die Diktatur.

Gegenüber der shz erklärten die Gottschalks, dass sie im Holocaust Verwandte verloren hätten und Hindenburg ein "Mitgarant für die Herrschaft der Nationalsozialisten unter Führung von Adolf Hitler" war, "einer Herrschaft, die unter anderem zur Shoah, der Vernichtung von sechs Millionen Juden, führte".

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Was die Senioren vor allem stört, ist der Satz der auf "www.sylt.de" steht: "Der Hindenburgdamm verbindet Sylt mit dem Festland." Verantwortlich dafür ist allerdings nicht die Gemeinde, sondern die Sylt Marketing GmbH (SMG).

Sylt-Bürgermeister Nikolas Häckel ist eine formelle Taufe des Dammes nicht bekannt

Sylt-Bürgermeister Nikolas Häckel (49, parteilos) erklärte, dass die Verbindung im Volksmund "Hindenburgdamm" genannt werde, ihm aber keine formelle Taufe bekannt ist.
Sylt-Bürgermeister Nikolas Häckel (49, parteilos) erklärte, dass die Verbindung im Volksmund "Hindenburgdamm" genannt werde, ihm aber keine formelle Taufe bekannt ist.  © Lea Sarah Pischel/dpa

In dem Schreiben, das der shz vorliegen soll, heißt es: "Wir erheben Strafantrag und Strafanzeige gegen die Gemeinde Sylt, weil sie wider besseren Wissens auf ihrer Internetseite unter anderem den Damm zwischen dem Festland und der Insel Sylt öffentlich im Internet als Hindenburgdamm bezeichnet."

Familie Gottschalk führt darin weiter aus: "An eine Person, die einen Massenmord mit höchster Anerkennung lobt, darf ebenso wenig wie bei Adolf Hitler, Hermann Göring und anderen NS-Tätern durch eine öffentliche ehrende Namensbenennungen erinnert werden." Für sie stelle diese Ehrung eine Volksverhetzung dar, daher die Anzeige.

Sylt-Bürgermeister Nikolas Häckel (49, parteilos) erklärte daraufhin der shz, dass die Verbindung zwischen der Insel und dem Festland im Volksmund "Hindenburgdamm" genannt wird, eine formelle Taufe sei ihm nicht bekannt gewesen. Ganz offiziell trägt der Damm bei der Deutschen Bahn im Übrigen den Namen "Bauwerk Nr. 2010".

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Der Damm wurde am 1. Juni 1927 eröffnet, ist 11,3 Kilometer lang und wurde eben nach dem ehemaligen Reichspräsidenten der Weimarer Republik Paul von Hindenburg benannt, der damals im Eröffnungszug von Klanxbüll nach Westerland saß.

Titelfoto: Daniel Bockwoldt/dpa/Daniel Bockwoldt

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