Monate voller Regen stellen Bauern vor Riesen-Problem
Kiel - Viele Landwirte in Norddeutschland hadern in diesen Wochen nicht nur mit politischen Entscheidungen.
Sie blicken mit zunehmender Sorge auf ihre zum Teil überschwemmten oder zumindest klatschnassen Felder und Wiesen. Seit dem 1. Februar dürfte Gülle ausgefahren werden. Das ist aber in großen Teilen Schleswig-Holsteins und dem Rest Norddeutschlands aktuell nicht möglich.
Ganz im Norden seien eigentlich alle Regionen betroffen, besonders die Böden in der Marsch und im östlichen Hügelland, sagte die Sprecherin der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, Daniela Rixen. "Dort ist die Befahrbarkeit nicht gegeben."
Nur vereinzelt hätten Bauern in der sandigen Geest und auf Grünlandflächen Dünger ausbringen können. Weil die Böden nach Monaten des Regens völlig aufgeweicht sind, würden Traktoren und schwere Anhänger tiefe Furchen hinterlassen oder ganz einsinken, so Rixen.
Aber es gibt noch einen weiteren Grund: Wenn der Untergrund mit Wasser gesättigt ist, gelangt die Gülle nicht in die Böden, wo sie als wertvoller Dünger gebraucht wird, sondern wird mit dem nächsten Regen von der Oberfläche in Bäche und Flüsse gespült. Weil das erhebliche Umweltschäden zur Folge hätte, ist es verboten.
Knappes Saatgut verschärft die Lage
Auch in Niedersachsen stellt der Dauerregen die Landwirtschaft vor Riesenprobleme, und zwar landesweit, wie der Pflanzenbauexperte des Niedersächsischen Landvolks, Karl-Friedrich Meyer, sagte. Allerdings sei die Lage im Norden extremer als im Süden des Landes. "Wenn ich nach Norden fahre, nach Verden, Walsrode, Bremen, da steht alles unter Wasser - das ist unglaublich."
"Die Bestände leiden teilweise unter der Staunässe", sagte Rixen. Das betreffe vor allem die Winterungen genannten Bestände wie Winterweizen und Raps, die bereits im Herbst eingesät worden waren.
"Gerade da, wo Pfützen stehen, in Senken und wo es Verdichtungen gibt und die Pflanzen richtig im Wasser stehen, da drohen sie abzusterben." Manche Landwirte stünden vor der Entscheidung, ihre Felder umzubrechen und neu einzusäen.
Verschärft werde die Lage dadurch, dass Saatgut für Sommerungen teilweise knapp sei. Im vergangenen Herbst ist witterungsbedingt in Schleswig-Holstein weniger Winterweizen gesät worden. Daher liege jetzt die Hoffnung auf dem Frühjahr, wo Sommerungen, also Sommergetreidearten und auch Ackerbohnen, Erbsen und Mais in die Erde kommen. "Da muss man jetzt einfach abwarten, wie sich das Wetter weiter entwickelt, gern kann es jetzt aufhören zu regnen", sagte Rixen.
Wie lange es dauert, bis die Böden wieder befahrbar sein werden, ist aus Rixens Sicht nicht einheitlich zu sagen. Abgesehen von der Frage weiterer Niederschläge hänge das von der Art des Bodens und den örtlichen Verhältnissen ab. Bei den schweren Böden in der Marsch und in Ostholstein dauere es länger als auf der Geest mit sandigen Böden.
Titelfoto: Georg Wendt/dpa