Interne Prüfung offenbart "schwere Verwerfungen" beim NDR
Kiel - Ein interner Aufarbeitungsbericht beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) sieht den Vorwurf gegen Sender-Führungskräfte in Kiel im Zusammenhang mit einer möglichen Einflussnahme auf die politische Berichterstattung nicht bestätigt.
"Belege für einen "politischen Filter" konnten wir im Landesfunkhaus Schleswig-Holstein nicht finden", heißt es in dem am Dienstag auf der NDR-Webseite veröffentlichten Bericht.
"Wir sehen einzelne tagesaktuelle Entscheidungen kritisch, aber für einen solch massiven Vorwurf müsste die Berichterstattung des Landesfunkhauses über einen längeren Zeitraum systematisch ausgewertet werden. Das war in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich."
Die vom Kontrollgremium Landesrundfunkrat angestoßene externe Überprüfung der Vorwürfe dauert indes noch an. Ergebnisse liegen noch nicht vor.
In dem Bericht zur internen Aufarbeitung, die der NDR selbst angeschoben und Journalisten damit beauftragt hatte, beschreiben die Autoren zugleich "schwere Verwerfungen" im Landesfunkhaus in Kiel.
Die Führungsstruktur sei sehr hierarchisch gewesen, es sei wenig diskutiert oder erklärt worden. Es wird unter anderem empfohlen: "Es muss genauer als bisher hingeschaut werden, ob Führungsgrundsätze im NDR eingehalten werden, in allen Bereichen des NDR und auch in den Landesfunkhäusern."
Schwerwiegende Vorwürfe führten bereits zu personellen Konsequenzen
Durch Medienberichte war vor Wochen die Frage aufgekommen, ob es bei der Politik-Berichterstattung eine Art Filter durch die Vorgesetzten gegeben haben könnte. Dabei ging es beispielsweise um ein Interview, das ein NDR-Journalist habe führen wollen, was seine Vorgesetzten aber abgelehnt hätten. Führungskräfte und Sender wiesen Vorwürfe eines "politischen Filters" zurück.
Der Fall führte bereits zu personellen Konsequenzen: Der Kieler Landesfunkhausdirektor Volker Thormählen (61) hat unbezahlten Urlaub genommen. Der Chefredakteur in Kiel, Norbert Lorentzen, und die Politik-Verantwortliche Julia Stein (50) hatten darum gebeten, sie bis auf Weiteres von ihren bisherigen Aufgaben zu entbinden.
Titelfoto: Axel Heimken/dpa