Zwickauer Schlagersängerin trat oft in Kiew und Odessa auf: Gastspiel-Flashbacks bei Ukraine-Bildern
Von Thomas Gillmeister
Zwickau - Es sind Erinnerungen, die heute so schmerzen. Die Zwickauerin Regina Thoss (75) war mit ihrer Band "Evergreen Juniors" Dauergast in der Ex-Sowjetunion. Dabei lernte sie die Herzlichkeit, aber auch Differenzen zwischen den Kulturen kennen. Mit einem Trick hat sie diese bei ihren Auftritten überwunden.
Die Birke zählt zu den Lieblingsbäumen von Regina Thoss. Und das hat einen triftigen Grund. "Ich wunderte mich bei meinen Auftritten in der ehemaligen Sowjetunion oft, dass es in verschiedenen Gegenden für manche Heimatlieder stehende Ovationen gab und für andere nur Anstandsapplaus", blickt die Entertainerin zurück. Eine Konzertbetreuerin klärte sie schließlich auf und brachte es einfach auf den Punkt: "Großes Land, große Befindlichkeiten."
Sie schlug vor, ein neutrales Volkslied zu wählen. Und so sang Regina Thoss danach die traumhaft schöne melancholische Weise von der Birke nach Sergej Jessenin. Die Birke galt als Sympathieträger und wurde überall gleich verehrt.
Das Lied war fortan Teil der rund zweistündigen Live-Show, mit der Regina Thoss in vielen Ex-Sowjetrepubliken auftrat und Erfolge feierte. "In manchem Monat kam ich zusammen mit meiner Band dort auf 40 Livekonzerte", erzählt die gebürtige Zwickauerin, die in wenigen Tagen ihren 76. Geburtstag feiert.
Zweimal gastierte sie an der Drushba-Trasse. "Die Atmosphäre war einmalig", schwärmt die Entertainerin noch heute. Auch in der Ukraine trat sie oft auf, in Kiew etwa oder in Odessa. Wenn die Sängerin heute die schlimmen Bilder aus der Ukraine sieht, bricht es ihr das Herz.
"Ohne Frieden gibt es keine Kunst, keine Musik", sinniert Regina Thoss und hofft, dass das Blutvergießen bald ein Ende hat.
Titelfoto: imago stock&people, Repro: Regina Thoss