Polizisten wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht: Wende im Prozess um verstorbenen Bodybuilder
Zwickau - Im Juli 2015 sorgte der Fall für Schlagzeilen: Philipp P. (27) randalierte nachts in der Zwickauer Commerzbank-Filiale.
Drei Polizisten versuchten, den bulligen Bodybuilder am Boden zu fixieren. Nach zehn Minuten war der junge Mann tot (TAG24 berichtete). Vor dem Landgericht Zwickau wird nun geklärt, ob die Beamten fahrlässig gehandelt haben.
Mit aller Kraft rangen Thomas E. (54) und Peter B. (49) den Randalierer zu Boden. Thomas W. (50), der dritte Angeklagte, kam später hinzu. Ein Überwachungsvideo zeigt das Vorgehen. "Ich habe um mein Leben gekämpft", erzählt E., der von P. gewürgt worden sein soll. "Warum haben sie ihn nicht rumgedreht?", wollte der Richter wissen.
Peter B. sagte, das Opfer habe sich bis zum Eintreffen der Sanitäter gewehrt. Deshalb habe man ihn auf dem Bauch liegend samt Hand- und Fußfessel so lange fixiert. Kurz darauf starb Philipp P. - laut Anklage an stress- und lagebedingtem Herzversagen wegen Anabolika-Missbrauchs.
Lisa H. (30) war ein halbes Jahr mit dem Bodybuilder zusammen: "Er war aggressiv und paranoid, hat mir mehrmals die Tür eingetreten und auf mich eingetreten." Sie bestätigte, dass ihr Ex Crystal und Steroide konsumierte. "Vor seinem Tod hat er was aus Kroatien bestellt. Er hat massiv an Gewicht zugelegt."
Auch die Mutter (55) des Toten kannte das Drogenproblem. Schon in der 7. Klasse habe P. gekifft. Der Arbeitslose habe unter der Trennung von Lisa H. gelitten.
An vier weiteren Verhandlungstagen bis Mitte November soll geklärt werden, ob die Polizisten übermäßige Gewalt angewendet haben. Noch wurde keiner der Angeklagten suspendiert.
Update, 13:40 Uhr: Das Verfahren gegen die Zwickauer Polizisten wurde eingestellt. "Die Diensthandlung der Polizisten sei grundlegend rechtmäßig gewesen", sagte ein Gerichtssprecher. Die drei Angeklagten müssen jeweils 4000 Euro an eine gemeinnützige Organisation spenden.