Er pfiff schon über 4000 Spiele! "Poldi" ist Sachsens ältester aktiver Schiri
Zwickau - Mit 85 bewegen sich viele nur noch mit dem Gehstock. Ganz anders Kurt Müller. Der Zwickauer rennt in dem Alter als Schiedsrichter über die Fußballplätze der Region. Er ist angeblich der zweitälteste aktive Schiri der Nation.
Kurt Müller, bekannt als "Poldi", ist eine lebende Legende in Westsachsen. Bis heute pfiff er 4073 Spiele. "Ich bin immer noch auf Ballhöhe, habe jedes Spiel im Griff und komme fast nie aus der Puste", freut sich der Mann mit dem treuen Sportlerherz.
Der frühere Reparaturschlosser bei Sachsenring schnürte ab 1952 seine Fußballschuhe für Turbine Zwickau. 1964 legte "Poldi" seine Schiri-Prüfung ab. Er freut sich noch heute: "Der Schiedsrichter-Beobachter schaute mir nur 20 Minuten zu. Dann ging er mit den Worten: ,Der kann's.'"
Auch als Rentner kann "Poldi" nicht den Mund von der Pfeife lassen. "So lange die Leistung stimmt, bleibe ich." Dabei sieht er sich gar nicht als Sportler: "Sogar die Brötchen hole ich mit dem Auto. Aber auf dem Platz fühle ich mich wohl."
Vom ersten Spiel an, Motor Zwickau I gegen II, notierte "Poldi" jedes Spiel auf einer Karteikarte. Tore, Auswechslungen, Platzverweise. Dabei blieb er bis heute, sammelte 4 073 Karten in vier Schuhkartons. Ordnung herrscht bei Kurt Müller auch auf dem Platz: "Meckern lohnt nicht. Man kriegt nicht recht, sondern Gelb." Dennoch hat er in 55 Jahren erst 30 Rote Karten verteilt.
Die Fußballer verneigen sich vor "Poldi". Uwe Schindler, Präsident von Eintracht Werdau: "Junge Schiedsrichter können Kurt Müller nicht das Wasser reichen." 2011 zeichnete der DFB den Zwickauer sogar als "Schiedsrichter des Jahres" aus.
Titelfoto: maik