Zwickau gedenkt "10 Jahre NSU-Morde": Aber wo bleiben Kretschmer und Co.?
Zwickau/Dresden - Mundlos, Böhnhardt, Zschäpe: Diese Namen haben sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt. Am 4. November jährt sich der Tag der Selbstenttarnung des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) zum 10. Mal. Aber auf der Liste der in Zwickau stattfindenden Gedenkveranstaltung fehlen wirklich prominente Namen.
Als am 4. November 2011 zunächst ein Wohnwagen in Eisenach ausbrennt, unmittelbar darauf eine Explosion ein halbes Haus in Zwickau wegreißt und sich die Täter dann in einem Schreiben zu unzähligen Gräueltaten bekennen, blickt die Weltöffentlichkeit geschockt auf Deutschland - und Sachsen.
Anfang November nehmen die Sächsische Staatsregierung und die Stadt Zwickau den zehnten Jahrestag der Vorgänge um die Gruppierung "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) zum Anlass für eine Gedenkveranstaltung. Geplant sind Workshops für Mitarbeiter der sächsischen Verwaltung, eine Diskussionsveranstaltung und ein offizielles Gedenken der Opfer im Dom St. Marien.
Auf der Gästeliste fehlen Namen aus der Bundespolitik und auch die Reihen sächsischer Spitzenpolitiker haben Lücken. Wird das diesem wichtigen Gedenktag gerecht?
Noch 2019 besuchte Bundeskanzlerin Angela Merkel (67, CDU) zusammen mit Cem Özdemir (55, Grüne) und Sachsens MP Michael Kretschmer (46, CDU) die Gedenkstätte in Zwickau.
Auch der Ministerpräsident hat an dem Tag einen anderen Termin
"Die Sächsische Staatsregierung ist durch Justizministerin Katja Meier (41, Grüne) vertreten. Außerdem wird der Amtsleiter des Sächsischen Innenministeriums, Thomas Rechentin (58), dabei sein", heißt es von der Sächsischen Staatskanzlei.
Der Ministerpräsident weile an diesem Tag zu wichtigen, lang anberaumten Gesprächen in Polen. Und auch Innenminister Roland Wöller (51, CDU) lässt sich entschuldigen, wie eine TAG24-Anfrage im Ministerium ergab.
Die Terrorgruppe NSU um Uwe Mundlos (†38), Uwe Böhnhardt (†34) und Beate Zschäpe (46) ermordete zwischen 2000 und 2007 neun Migranten und eine Polizistin, verübte 43 Mordversuche, drei Sprengstoffanschläge und 15 Raubüberfälle.
Die beiden Männer starben 2011 in dem Wohnwagen in Eisenach, Zschäpe wurde 2018 zu lebenslanger Haft verurteilt.
Ein Untersuchungsausschuss des Sächsischen Landtags zu möglichen Versäumnissen sah 2019 keine nachweisbare Schuld der Behörden.
Titelfoto: Kristin Schmidt