Schulleiter nach Corona-Fällen fassungslos: Scharfe Kritik am Gesundheitsamt
Zwickau - Die Corona-Krise wächst dem Landkreis Zwickau über den Kopf.
1063 Infizierte, rund 3000 Menschen in Quarantäne, eine 7-Tage-Inzidenz von knapp 400, 98 betroffene Schulen, Kitas und Pflegeheime, dazu immer mehr Beschwerden über ein überfordertes Gesundheitsamt - die Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler im Kreistag, Dorothee Obst (49), fordert "eine neue Struktur im Landratsamt". Ein Zwickauer Schulleiter wird noch deutlicher.
Die Kommunikation der Behörde in der Corona-Krise sei mangelhaft, sagt Obst. Ihr Vize Jesko Vogel (46), Bürgermeister von Limbach-Oberfrohna, geht noch weiter in der Kritik: "Es gibt keine Einsatzgruppen für Pflegeheime, kein Konzept für Schulen. Der Landkreis hat völlig den Überblick verloren."
Beispiel Käthe-Kollwitz-Gymnasium in Zwickau. Als neun Schüler positiv getestet worden waren, rief Schulleiter Ralf Ballmann (59) "40 Mal im Gesundheitsamt an, aber keiner ging ran".
Erst per E-Mail bekam Ballmann Kontakt. Tage später schickte das Gesundheitsamt 170 Schüler und 18 Lehrer in Quarantäne. Im Katharinenhof-Stift in Hartenstein erkrankten 83 Mitarbeiter und Bewohner, 16 starben bislang. Bis es zum Schnelltest aller Bewohner kam, dauerte es zu lang, kritisiert die Heimleitung.
Die Erste Beigeordnete Angelika Hölzel sicherte Mittwochabend im Kreistag zu, dass das Gesundheitsamt um 40 Mitarbeiter aufgestockt werde.
Titelfoto: Pro Picture/Ralph Köhler