Autoexperten befürchten: VW-Kompromiss kann für Sachsens Werke zum Tod auf Raten werden
Zwickau - Die geplanten Einschnitte bei VW-Standorten in Sachsen werden nach Einschätzung des Autoexperten Werner Olle mittelfristig negative Folgen für die ganze Region haben.
Auch das Netz an Zulieferern und Dienstleistern werde stark getroffen, glaubt der Leiter des Chemnitz Automotive Institute.
Die am Freitag erzielte Einigung zwischen Volkswagen und IG Metall hat Arbeitskämpfe vermeiden können - doch langfristig kann sie der Todesstoß für den Automobilbau in Sachsen sein.
Dem Kompromiss zufolge bleiben zwar alle drei VW-Standorte im Freistaat erhalten. Allerdings wird Ende 2025 die Fahrzeugfertigung in der Gläsernen Manufaktur Dresden (ID.3) eingestellt. Für die Zeit danach soll ein Alternativkonzept erarbeitet werden. Wie das ausgerichtet sein soll - bislang völlig unklar!
Federn lassen muss auch das einst als "Vorreiter der Elektromobilität" gefeierte Werk Zwickau mit seinen aktuell rund 9200 Beschäftigten. Es muss die Produktion von ID-Modellen und des Cupra born abgeben und sich auf eine Fertigungslinie konzentrieren. Bleiben soll der Audi Q4 e-tron.
Unklar ist aber, ob Audi die Elektrofahrzeug-Produktion bei Auslastungsproblemen des Stammwerks nicht irgendwann nach Ingolstadt verlagern wird.
Scharfe Kritik auch von der CDU
Für das Motorenwerk Chemnitz sind den Angaben nach keine Änderungen geplant. Anders als Zwickau und Dresden produziert es für Verbrenner.
Autoexperte Olle spricht von einem massiven Einschnitt für die Standorte Dresden und Zwickau. "Das Jahr 2025 bleibt davon zunächst unberührt, der Umbau beginnt in 2026."
Ab 2027 würden dann in Zwickau nur noch auf einer Linie E-Autos ausschließlich der Marke Audi produziert. Die beiden aktuellen Modelle dort stünden nur für knapp die Hälfte der Produktion.
"Dass dies in Sachsen einen bitteren Geschmack hinterlässt, ist kein Wunder - der Wegbereiter der E-Mobilität für die Marke VW hat seine Schuldigkeit getan", sagt Olle.
Scharfe Kritik kommt auch vom CDU-Arbeitnehmerflügel CDA. Einen "faulen Kompromiss auf Kosten des Ostens", nennt dessen Landesvorsitzender Alexander Krauß (49) die Einigung von VW und IG Metall.
"Wir fordern ein klares Bekenntnis zu den Standorten in Sachsen und dessen Mitarbeitern. Alles andere wäre der siechende Tod - sowohl für Chemnitz als auch für Zwickau."
Titelfoto: Steffen Füssel