Zeitzeuge erinnert sich an Zugunglück vor 50 Jahren: "Überall war Wimmern und Weinen zu hören"
Neukirchen/Pleiße - Dichter Nebel herrschte an jenem Herbstmontag Ende Oktober 1972. Am Morgen machen sich viele Menschen auf den Weg zu zur Arbeit, zur Schule oder zum Studium. Doch der Tag endete in einer Katastrophe. Ein Zugunglück vor 50 Jahren in Neukirchen/Pleiße (Landkreis Zwickau) kostete 28 Menschen das Leben.
Der D-Zug 273 aus Aue (Erzgebirge) über Leipzig nach Berlin ist voll. An diesem Morgen ist in Leipzig auch der Karola-Express nach Karlsbad gestartet.
Falk Löffler, damals 23 Jahre, steht früh in der Tischlerwerkstatt seines Vaters in Neukirchen. "Plötzlich hörten wir einen mörderischen Knall", erinnert er sich. Kurz darauf heult die Sirene, die Männer eilen ins Gerätehaus ihrer Feuerwehr.
Um 7.28 Uhr sind beide Züge im Ortsteil Schweinsburg-Culten zusammengeprallt. 25 Menschen werden in den Tod gerissen, drei weitere sterben später im Krankenhaus. Es gibt 70 Verletzte.
Mit Leitern steigen die Helfer in die Wagen. Mit bloßen Händen, Eisensägen und Meißeln versuchen sie, Menschen aus den Trümmern zu befreien. "Überall war Wimmern und Weinen zu hören." 50 Jahre später hat Falk Löffler (73) noch mit den schlimmen Eindrücken zu kämpfen. "Das ging ans Limit."
Eigentlich hätten sich die Züge am Bahnhof Werdau gekreuzt, wegen Verspätung wird dies auf Schweinsburg-Culten verlegt. Der Fahrer des Karola-Express' übersieht ein Haltesignal. In einem "streng geheimen" Bericht vom 27. November 1972 heißt es, dass der Triebfahrzeugführer den Unfall angeblich "schuldhaft verursacht" haben soll.
Zum Jahrestag am Sonntag wird am Mahnmal mit einer Schweigeminute der Opfer gedacht. Daran will sich Löffler beteiligen. "Ich möchte mit dieser Geschichte abschließen."
Titelfoto: ADN/dpa/Bodo Schackow/dpa