Wenn Sprayer und ihre Graffiti in die Jahre kommen: Tasso restauriert seine Werke
Hohenstein-Ernstthal - Graffiti ist Jugendkultur - doch auch Sprayer und ihre Werke kommen in die Jahre. Tasso alias Jens Müller (56) aus Meerane im Landkreis Zwickau hat seine Kunst in mehr als drei Jahrzehnten perfektioniert. Jetzt restauriert er die ersten früheren Arbeiten.
Nach den beliebten Babys im Nelkenweg von Meerane folgt der Bahnhof in Hohenstein-Ernstthal. Ihn schmücken seit 2009 Motive des Rennsports und von Karl May. "Klar, dass dort mit Filzstift einiges hineingekrakelt wurde. Ich hab selbst als Kind jede Schulbank bekritzelt", sagt Tasso milde über die unerwünschten Schriftzüge.
Der Künstler überarbeitete jetzt die betroffenen Stellen und gab dem Werk einen neuen, dramatischen Dämmerungshimmel. "Der ersetzt die Wolken, die vorher als weiße Fläche zum Beschriften animierten."
Demnächst werden die Motive noch mit Graffitischutz versiegelt. "Diese Bilder könnten dann Hundert Jahre halten und mich locker überdauern. An so etwas denkt man als junger Sprayer nicht. Wenn ich mir das vorstelle, das macht schon etwas mit mir."
Auf dem Gerüst turnt Tasso behände wie eh und je. "Aber wenn man sich 500-mal am Tag nach einer anderen Farbdose bückt, zickt es schon mal im Knie." Dem Schalk schadet's nicht.
Für die letzte kahle Fläche des Bahnhofsgebäudes hat der Künstler eine Bildidee, in der nach Tasso-Manier eine Botschaft steckt: "Ich würde Kinder sprühen, die in den 70er-Jahren Fasching als Cowboy und Indianer verkleidet feierten - und dabei einfach Spaß hatten. Wenn die Karl-May-Stadt will, schenke ich ihr das Motiv."
Titelfoto: Andreas Kretschel