Während immer mehr Praxen schließen, feiert diese Hausärztin ihre Neueröffnung

Werdau - Das hat Seltenheitswert: Im Facharzt-Zentrum Werdau (Landkreis Zwickau) an der Annoncenuhr öffnet am heutigen Donnerstag eine neue Hausarztpraxis ihre Pforten.

Allgemeinmedizinerin Carolin Fritsche (35) an ihrem neuen Ultraschallgerät.
Allgemeinmedizinerin Carolin Fritsche (35) an ihrem neuen Ultraschallgerät.  © Maik Börner

Allgemeinärztin Carolin Fritsche (35) will vor allem für Patienten da sein, deren Hausärzte sich in den Ruhestand verabschieden werden oder es schon getan haben.

"Wir hatten bereits am 15. Januar für erste Terminvergaben geöffnet, da war ordentlich was los", erzählt die junge Medizinerin. "Wer nur seinen Hausarzt wechseln möchte, den vertrösten wir erst mal auf in einem halben Jahr."

Bis 2023 war Carolin Fritsche noch bei einem Allgemeinmediziner in Zwickau angestellt, doch dann habe sie das Angebot für die eigene Praxis in Werdau bekommen: "Ich habe lange hin und her überlegt, ob ich es machen soll. Hatte so manche schlaflose Nacht."

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Aber der Vermieter vor Ort habe sie sehr unterstützt und ihr den Umbau finanziert. Außerdem kamen wegen der Unterversorgung in Werdau von der Kassenärztlichen Vereinigung 100.000 Euro.

Noch ist die Praxis nicht fertig

Carolin Fritsche und ihr Team öffnen am heutigen Donnerstag ihre Hausarztpraxis in Werdau.
Carolin Fritsche und ihr Team öffnen am heutigen Donnerstag ihre Hausarztpraxis in Werdau.  © Maik Börner

Die gebürtige Vogtländerin hat in Greifswald studiert und dann in mehreren Arztpraxen in Zwickau sowie im Heinrich-Braun-Klinikum gearbeitet, bevor sie jetzt den Weg in die Selbstständigkeit wagt.

"Ich wünsche mir deutlich weniger Bürokratie. Politik und Kassenärztliche Vereinigung geben zwar viel Unterstützung, aber durch die Regularien dauert vieles länger als nötig."

Wenn es am heutigen Donnerstag losgeht, ist in der Praxis noch nicht alles fertig: "Bei den Möbeln fehlt noch das ein oder andere. Außerdem müssen unsere Praxis-Shirts noch geliefert werden", sagt Carolin Fritsche.

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Doch sie hofft, dass spätestens Mitte Februar alles fertig ist. "Damit wir uns dann voll auf die Patienten konzentrieren können und nicht nebenbei noch auf die Bauarbeiten."

Immer mehr Ärzte gehen in Rente

Die Kassenärztliche Vereinigung in Sachsen legt regelmäßig aktuelle Zahlen zur regionalen ärztlichen Versorgung vor. Die bislang letzte Veröffentlichung (Stand 1. Juli 2023) weist für Werdau mit 14 Hausarztpraxen auf etwa 30.000 Einwohner eine dramatische Unterversorgung von nur knapp 64 Prozent aus.

Zum Vergleich: Chemnitz hat bei ungefähr 250.000 Einwohnern 110 Praxen. Das entspricht einem Versorgungsgrad von circa 80 Prozent. Im März wird sich ein weiterer Hausarzt in Werdau zur Ruhe setzen.

Das Problem bleibt akut: Ein Drittel der noch praktizierenden Mediziner ist über 60. Daher geht der Trend auch weiterhin nach unten.

Titelfoto: Maik Börner

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