Trostlosigkeit in sächsischer Innenstadt: Hier ist fast jeder zweite Laden dicht
Glauchau - Bewohner erleben in Glauchau (Landkreis Zwickau) den Niedergang einer Großen Kreisstadt. Die Leipziger Straße ist als Fußgängerzone in einem schlimmen Zustand. Rund 40 Prozent Leerstand, Häuser stürzen innen bereits ein. Die letzten Kaufleute sind alarmiert.
"Die Straße hatte nach der Wende Flair. Seitdem gibt es eine Schließung nach der anderen", sagt Optiker Ralf Engler (60), Stadtrat in der SPD-Fraktion.
Dabei habe jede Schließung andere Gründe: "Beim Schuhladen sind es fehlende Umsätze, andere Inhaber sind alt und finden keine Nachfolger. Der Eisladen war zu klein. Dazu Hausbesitzer im Westen, die sich nicht kümmern."
Kunden fahren heute zu Kaufland, wo sich neue Läden ansiedeln. Die Leipziger Straße verkommt. Ralf Engler "blutet das Herz: Wenn auch Rossmann schließt, geht hier das Licht aus".
Konkurrenz auf der grünen Wiese und im Internet - der Chef der Händlergemeinschaft GIG, Andreas Weber (64, Stadtrat Freie Wähler), sieht viele Probleme: "Darum kommen weniger Kunden, deshalb lohnen sich Geschäfte weniger. Viele Innenstädte sterben. Das lässt sich nicht zurückdrehen."
Das Problem beschäftigt auch die Verwaltung. Sprecherin Bettina Seidel sagt, die Stadt wolle die Innenstadt "neu denken", als "Wohnstandort mit Bildung, Handel, Dienstleistungen, Gastronomie, sozialen und kulturellen Angeboten". Dazu wolle die Stadt mit Hausbesitzern und Kaufleuten Strategien entwickeln.
Ralf Engler hätte eine Idee: "Läden sind oft zu klein. Die müssten wir zusammenlegen."
Titelfoto: Sven Gleisberg