Spitzen-Idee: Graffiti-Star Tasso arbeitet mit Klöppel-Künstlerin
Hohenstein-Ernstthal - Graffiti trifft Klöppelspitze - wer das für unvereinbar hält, ist schiefgewickelt. Ausgediente Schablonen von Graffiti-Künstler Tasso (57) werden auf den Bildern von Spitzenklöpplerin Gisela Drewelow (77) kombiniert mit feinsten Seidengespinsten zum Star. Jetzt sind die Werke erstmals in einer gemeinsamen Ausstellung zu sehen
Die ungleiche Künstlerfreundschaft nahm 2014 ihren Anfang, als sich der internationale Graffiti-Star und die Handarbeitsmeisterin auf der IBUg in Crimmitschau über den Weg liefen. "Bevor ich die Arbeiten von Gisela kannte, habe ich Klöppeln immer mit Zierdeckchen auf Möbelstücken gleichgesetzt", erinnert sich Tasso alias Jens Müller.
Da beide Künstler in Meerane (Landkreis Zwickau) zu Hause sind, vertiefte sich der Kontakt. "Für mich waren die Alten Meister immer die Größten. Gisela hat mich mit ihrer Liebe zur Architektur und der Moderne in eine andere Welt mitgenommen", gibt der Street-Art-Star unumwunden zu.
Umgekehrt hob Gisela Drewelow bei einem Besuch in Tassos Atelier einen unerwarteten Schatz: Sie entdeckte in einer Ecke alte Schablonen und war inspiriert. Statt auf den Müll wanderten die Pappmotive in ihre Werkstatt.
Dort schnitt sie beispielsweise einem Widderschädel kurzerhand die Hörner ab und ersetzte den Kopfschmuck durch eine geklöppelte Version: "Die Spitze ist für mich der Stift." Sprayer Tasso, bekannt für seine Detailversessenheit auf großen Flächen, ist beeindruckt von der Akribie in Miniaturform: "Jedes Bild ist eine Überraschung, der Aufwand ist unfassbar."
Die Ausstellung "Atypisch Stereo" ist seit dem vergangenen Donnerstag bis Ende Januar in der Kleinen Galerie in Hohenstein-Ernstthal, Altmarkt 14, zu sehen. Geöffnet ist Dienstag bis Donnerstag und Sonntag, 14 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Titelfoto: Uwe Meinhold