Anwohner sauer: Warum gilt auf dieser Straße noch immer Tempo 50?
Crimmitschau - Anwohner der historischen Lindenstraße in Crimmitschau (Landkreis Zwickau) sind sauer. Der Grund: Auf der idyllischen Straße gilt größtenteils Tempo 50. Die Bewohner kämpfen nun um eine Tempo-30-Zone, doch die Stadt stellt sich quer.
Prachtvolle Villen, viel Grün und historisches Kopfsteinpflaster: Die Lindenstraße in Crimmitschau ist ein wahrer Hingucker. Eigentlich könnten sich die Bewohner glücklich schätzen, wäre da nicht der offenbar laute und gefährliche Autoverkehr.
Seit Monaten kämpft Anwohner Mika Porzig (18) für eine Tempo-30-Zone in der Lindenstraße. Ihm geht es nicht nur um die Lautstärke. "Die Pflasterstraße ist im Winter spiegelglatt, das kann zu Unfällen führen."
Besonders sorgt sich Porzig um Kinder, die die Straße als Schulweg nutzen. "Wir haben auf der Lindenstraße mehrere Schulen - ein Hort und eine Kita befinden sich in der Nähe. Es ist gefährlich, wenn Kinder über die Straße rennen. Für mich ist es unbegreiflich, warum hier noch Tempo 50 gilt."
Eine weitere Bewohnerin bestätigt das Tempo-Problem auf der Lindenstraße: "Die fahren hier wie die Kaputten!" Sie selbst beobachtet öfter, dass Autofahrer mit mehr als 50 km/h über die Straße brettern, und sagt: "Für die Schulkinder wäre eine Tempo-30-Zone besser."
Ein Autofahrer verteidigt sich: "Auf dem Kopfsteinpflaster fahre ich automatisch 30. Nur Autos mit breiteren Reifen können sich mehr leisten."
Immerhin: Im Bereich des Julius-Motteler-Gymnasiums gilt bereits Tempo 30 (montags bis freitags, 7 bis 17 Uhr). "Das wird auch kontrolliert", bestätigt CDU-Stadtrat Stephan Theuring (54).
Stadt sieht keinen Handlungsbedarf, Anwohner sauer: "Muss denn erst etwas passieren?"
Trotz Anwohner-Sorgen: Die Stadt sieht derzeit keinen Handlungsbedarf für eine Tempo-30-Zone für die gesamte Straße. Das Rathaus führte Verkehrsmessungen durch. Ergebnis nach drei Tagen: Von 555 gemessenen Fahrzeugen fuhren 85 Prozent knapp 50 km/h. Die Hälfte der Fahrer fuhr unter 40 km/h.
"Aus diesen Daten ist ersichtlich, dass sowohl das geringe Fahrzeugaufkommen als auch die gefahrenen Geschwindigkeiten keine Gefahrenlage projizieren", heißt es aus dem Rathaus.
Anwohner Porzig sieht das anders: "Wenn man schon sieht, dass die Leute fast 50 km/h fahren, dann ist das wirklich ein Grund, eine Tempo-30-Zone einzurichten."
Ein weiteres Argument der Stadt gegen die Tempo-30-Zone: Es habe auf der Lindenstraße keine erhöhte Unfallrate gegeben. Erst, wenn es mehr als 30 Prozent öfter kracht als in vergleichbaren Straßen, würde gehandelt werden. Zudem verursache die Straße laut Stadt nicht genügend Lärm, um eine Tempo-30-Zone zu rechtfertigen.
Porzig kämpft trotz der Rückschläge weiter. Er will nun über eine Online-Petition den Druck auf das Rathaus erhöhen. Einige Unterschriften kamen bereits zusammen, in den Kommentaren gibt es viel Zustimmung zum Tempo-30-Vorschlag.
Der Anwohner hofft, dass das Rathaus schnell einlenkt. "Muss denn erst etwas passieren, bevor sich etwas ändert?"
Titelfoto: Uwe Meinhold