Rund um die Uhr geöffnet, aber ohne Verkäufer: Tante Emma erfindet sich neu
Waldenburg - Ein Tante-Emma-Laden, der rund um die Uhr und auch an Sonn- und Feiertagen geöffnet hat? Diesen Traum will sich jetzt tatsächlich das 1000-Seelen-Dorf Oberwiera (Westsachsen) erfüllen. Wenn es klappt, könnte das Konzept Vorbild für viele sächsische Dörfer ohne Einkaufsmöglichkeit im Ort sein.
Der Konsum wurde vor gefühlt einem Jahrzehnt geschlossen, der Sippel-Markt ebenfalls. Wer in Oberwiera an der thüringischen Grenze schnell noch mal Milch oder Semmeln braucht, muss schon nach Waldenburg oder Meerane fahren.
Bürgermeister Holger Quellmalz (40, parteilos): "Das Dorf ist leider zu klein für Lebensmittelhändler."
Doch dann schaute er sich ein Pilotprojekt in Altengottern bei Bad Langensalza an. Der vollautomatische Tante-Emma-Laden kommt ohne Personal aus und hat immer geöffnet.
Per Kundenkarte öffnet man sich den Eingang, geht durch die Regale und scannt die Waren selbständig ein. Die Diebstahlsicherung erfolgt über Sensoren und Kameras.
Quellmalz: "Unsere Einwohner und Gemeinderäte waren sofort begeistert."
Betreiber ist die Emmas Tag- und Nachtmarkt GmbH aus Erfurt, die vom Land Thüringen für den Ausbau eines Filialnetzes gerade mit vier Millionen Euro ausgestattet wurde. Geschäftsführer Peter John: "Der Laden wird auch von älteren Leuten dankend angenommen. Der Bedarf ist riesig, auch aus Bayern und Hessen gibt es Anfragen."
Der erste in Sachsen könnte also in Oberwiera stehen, ein Grundstück in der Ortsmitte ist bereits reserviert. Allerdings ist eine weitere kommunale Anschubfinanzierung von 150.000 Euro nötig. Bürgermeister Quellmalz: "Wir sind in hoffnungsvollen Verhandlungen, dass dafür die Leader-Fördertöpfe geöffnet werden."
Der erste Einkaufsbummel im Dorfladen wird für Weihnachten 2022 erträumt. Info: tagundnachtmarkt.de
Titelfoto: PR