"Das ist unser Führungsbunker": Hamburger Sänger wirft Zwickauer Polizist Nazi-Sprache vor
Zwickau - Das Stadtfest in Zwickau lockte am vergangenen Wochenende mehr als 90.000 Besucher an. Die Stimmung war gut, fand auch Sänger Chris Harms (44), der mit seiner Hamburger Band "Lord of the Lost" auftrat. Doch die mutmaßliche Aussage eines Polizisten empört den Musiker. Die Polizei wiederum weist jede Schuld von sich.
Doch nach dem Auftritt, kurz nach Mitternacht geschah es: Der Hamburger Künstler betrat den Backstage-Bereich im Zwickauer Rathaus. Auf dem Weg zur Dusche ging er an dem Vorraum eines Balkons im ersten Stock vorbei, in dem die Polizei ein provisorisches Lager aufgeschlagen hatte - vermutlich aufgrund der guten Übersicht.
"Auf meinem Weg zur Dusche lief ich an besagter Polizeistation vorbei, grüßte freundlich und bemerkte salopp: 'Mensch, ihr habt hier ja richtig schnell ein mobiles Revier aufgebaut, das war doch vorhin noch nicht hier.'"
Einer der Polizisten soll daraufhin gesagt haben: "Ja, das hier ist unser Führungsbunker." Chris Harms war nach eigenen Aussagen völlig erstaunt über diese Antwort, dachte, dass er sich verhört hätte. Daher frage noch einmal nach: "Wie bitte, was ist das hier?" Der Beamte soll wiederholt gesagt haben: "Das ist unser Führungsbunker."
Der Hamburger Sänger schwieg kurz - keiner der anderen Beamten reagierte darauf. Dann entgegnete Harms perplex: "Elegant um das Wort 'Führerbunker' herumgeschlittert." Daraufhin habe es ein "Gewusst wie"-Augenzwinkern gegeben.
Auf Instagram veröffentlichte Chris Harms den Offenen Brief
Polizei reagiert: Kein Polizist der Zwickauer Polizei am besagten Abend im Rathaus
In seinem Offenen Brief zeigt sich der 44-Jährige empört über die "Führungsbunker"-Aussage. "Von einem Staatsdiener in Uniform erwarte ich, dass er die demokratischen und freiheitlichen Werte dieses Landes mit jedem Wort und jeder Handlung vertritt, inklusive all der Verantwortung und Erinnerungskultur, die dazugehört."
Die Stadt Zwickau reagierte auf Instagram auf den Offenen Brief. "Selbstverständlich gehen wir dem nach", heißt es. Man wolle mit allen Mitarbeitern reden, die an diesem Abend im Einsatz waren und anschließend ein Ergebnis präsentieren.
"Dass der genannte Begriff deplatziert wäre, wenn er so gefallen sein sollte, versteht sich und repräsentiert weder das 'Rathaus' noch die Stadt", heißt es abschließend.
Die Zwickauer Polizei äußerte sich ebenfalls zum Vorwurf. Am besagten Abend habe sich kein Beamter der Polizeidirektion Zwickau im Zwickauer Rathaus befunden, heißt es.
Erstmeldung: 22. August, 19.17 Uhr, zuletzt aktualisiert am 23. August um 14.02 Uhr
Titelfoto: Bildmontage: picture images, Peter Kneffel/dpa