Mädchen dachte sich Entführung aus: Was sind nun die Konsequenzen?
Mülsen - Eine Kindesentführung sorgte im April nicht nur in Sachsen für Aufsehen: Ein Pädophiler soll eine Schülerin (13) im Ortsteil St. Jacob entführt und in einem weißen Transporter verschleppt haben. Jetzt stellte sich heraus: Das Mädchen hat die Entführung frei erfunden (TAG24 berichtete)!
Die Schülerin alarmierte damals selbst die Polizei: Ein Mann habe sie auf ihrem Schulweg in der St. Jacober Nebenstraße in einen Lieferwagen gezerrt, sei mit ihr bis Lichtenstein gefahren und habe sie aus dem Wagen gezerrt. Dort habe sie sich losreißen und flüchten können. Die Jugendliche ließ sogar ein Phantombild des Entführers zeichnen! Bürger gaben dazu rund 160 Hinweise.
Doch im Zuge der Ermittlungen bekam die Polizei Zweifel an der Geschichte, die im Laufe der Zeit erhärtet und bestätigt haben. So fanden sich im Handy der Schülerin Hinweise darauf, dass die Entführung nur ausgedacht war.
Am 7. Oktober stellte die Staatsanwaltschaft die Fahndung nach dem vermeintlichen Entführer ein. Staatsanwältin Ines Leonhardt (46): "Wir wissen nicht, warum das Mädchen die Entführung erfunden hat." Rechtlich sind keine Konsequenzen zu erwarten - mit 13 ist man nicht strafmündig.
Uwe Schädlich (60), Direktor der Jakobus-Oberschule, war damals sehr besorgt um seine Schülerin und ist nun entsetzt über die plötzliche Wende im Fall Mülsen: "Das Mädchen ging ab Mai wieder zur Schule, wurde psychologisch betreut. Natürlich frage ich mich, warum sie alle belogen hat."
Der Schulleiter hofft auf Unterstützung für die Familie, die womöglich Hilfe braucht: "Das Jugendamt sollte sich das mal anschauen." Die Behörde des Landkreises Zwickau reagierte auf eine Anfrage bis zum Abend nicht.
Titelfoto: Bodo Schackow/dpa