Mitten in der Corona-Krise: Stadt Zwickau kündigt Johannisbad-Wirt
Zwickau - Der Sportstättenbetrieb der Stadt Zwickau kündigte dem Gastwirt Sven Naundorf (46) den Mietvertrag für seine "Alte Remise" im Johannisbad. Doch der Gastronom will sich dagegen wehren.
Seit knapp sechs Jahren ist Naundorf Betreiber der "Alten Remise" und ging davon aus, dass sich sein Mietvertrag zum 1. Juni automatisch um ein Jahr verlängern würde. Doch dies gilt laut Vertrag nur, wenn das Mietverhältnis nicht bis zum 28. Februar des jeweiligen Jahres gekündigt wird.
Im Kündigungsschreiben begründet Sportstätten-Betriebsleiter Sven Wöhl (48, Linke) die Entscheidung nicht - im Übergabeprotokoll ist allerdings von "offenen Forderungen" die Rede.
Sven Naundorf behauptet, er habe diese mittlerweile beglichen. "Mitte März erhielt ich die Novemberhilfen, zahlte damit auch die gestundeten Mieten nach." Die Kündigung mitten in der Corona-Pandemie hält der Wirt für "moralisch völlig daneben".
Anfang des Jahres hatte er noch rund 2500 Euro in neue Kühltechnik und Lüftungen investiert.
Stadt Zwickau schweigt zu Kündigungsgründen
Stadt und Sportstättenbetrieb äußerten sich auf Anfrage nicht zu den Kündigungsgründen. "Der Sachverhalt wird intern noch geprüft", hieß es nur knapp aus dem Rathaus.
Sven Naundorf wehrt sich nun mit Anwalt und Petition gegen das Restaurant-Aus. "Es geht nicht nur um meine Existenz, sondern auch um meine zehn Mitarbeiter. Die Alte Remise ist unser Baby."
Kritik kommt auch aus dem Stadtrat. Mitglied Tristan Drechsel (65, Bürger für Zwickau) bezeichnet in einer offenen OB-Anfrage das Vorgehen als "fragwürdig".
Zudem kritisiert kritisiert Drechsel, dass der Finanzausschuss Anfang März nicht über die Angelegenheit informiert wurde.
Titelfoto: Kristin Schmidt