Zimmer in zwei Ländern: Dieses Hotel ist echt grenzwertig
Meerane - Wollen Sie mal in zwei Bundesländern gleichzeitig schlafen? Das Romantik-Hotel Schwanefeld bei Meerane macht's möglich, denn das Haus liegt nicht an, sondern auf der Grenze von Sachsen und Thüringen. Mit Folgen für Gäste wie Betreiber.
Entstanden 1990 aus einem Gasthof (in Sachsen), bauten die Hotelchefs Andreas (55) und Tessa Barth (51) im Laufe der Jahre sieben Gebäude an. Zwei davon liegen auf Thüringer Gebiet, das Restaurant "Il Mio" und eine Schokoladenmanufaktur.
Aber die Grenze verläuft auch quer durch die Gebäude. So ziehen sich Wellness-Nutzer in Thüringen um und gehen in Sachsen in die Sauna. Ein Restaurant liegt in Sachsen, die Cocktailbar ein Bundesland weiter.
Damit die Gäste wissen, wo sie sind, warnen Schilder mitten im Hotel: "Achtung. Sie verlassen Sachsen (Thüringen)." Das kann wichtig sein, weiß Andreas Barth: "Unser Gartenpavillon ist Ort für standesamtliche Trauungen. Wenn die Gäste bei Regen ins Haus wollen, müssen sie in einen Raum in Sachsen gehen - sonst ist die Hochzeit ungültig."
Die Hotelchefs führen Steuern nach Sachsen ab. Außer bei Manufaktur und "Il Mio". Tessa Barth: "Bei einem Brand käme die Feuerwehr aus Sachsen - außer wenn es in Schokoladenmanufaktur oder ,Il Mio' qualmt." Ebenfalls ungewöhnlich: An Buß- und Bettag bekamen nur Mitarbeiter im sächsischen Hotel einen Feiertagszuschlag. Die feiertagsbefreiten Kollegen in "Il Mio" und Manufaktur nicht.
Lustig sind die Hotelzimmer, durch die sich die unsichtbare Grenze zieht. Kürzlich hatten Beate (53) und Ronald Becher (50) aus Dresden ein geteiltes Bett. Die Ehefrau erfasste die Situation: "Ich schlafe in der Heimat, mein Mann im Ausland."
Titelfoto: Kristin Schmidt