Kommt ein Karl-Marx-Städter nach Zwickau: Polizei begrüßt neuen Chef mit "We are the Champions"
Zwickau - Die Zwickauer Polizei hat einen neuen Präsidenten. Im Beisein von Polizeiinspekteur Petric Kleine (59) und zahlreichen Gästen aus Behörden und Kommunen führte Innen-Staatssekretär Frank Pfeil (62) Dirk Lichtenberger (51) im Zwickauer Rathaus in sein Amt ein.
Der gebürtige Karl-Marx-Städter Dirk Lichtenberger trat 1990 in die Polizei ein. Nach diversen Stationen und Studien leitete er ab 2016 den Führungsstab der Zwickauer Polizei, ab 2018 die Bereitschaftspolizei.
Seit 30. Juni steht er an der Spitze der Polizeidirektion Zwickau mit rund 1300 Mitarbeitern in den Landkreisen Zwickau und Vogtland.
Staatssekretär Pfeil lobte das Engagement Lichtenbergers: "Sie übernehmen teamfähig, entscheidungsstark und umsichtig Verantwortung für die Sicherheit von 530.000 Bürgern und Bürgerinnen." Oberbürgermeisterin Constance Arndt (44, Bürger für Zwickau) freute sich über die Amtseinführung: "Polizei ist uns eine Herzensangelegenheit."
Nach dem Saxofonquartett der Polizei und "We Are The Champions" sprach der neue Polizeichef über seine Aufgaben. Er beobachte zunehmende Demonstrationen und Bedrohungen von Amtsträgern genau. "Rechtsextremismus darf nicht weiter Fuß fassen", sagt Lichtenberger. Gegen Hasskommentare und zunehmende Kinderpornografie im Netz wolle er die Polizei noch digitaler aufstellen.
Mehr Präsenz auf der Straße, mehr Erfolge bei der Aufklärung von Wohnungseinbrüchen nach außen, ein offener Führungsstil nach innen sind seine Ziele. Wohnen bleibt der Familienvater (Frau, eine Tochter, 13) in Dresden. "Ich muss mit meinem Renault eben pendeln, habe in Zwickau aber auch Verwandte zum Übernachten."
Getrübte Freude
Kommentar von Bernd Rippert
Freude bei der Polizei Zwickau: Die rund 1300 Beamten und Mitarbeiter haben wieder einen neuen Chef. Dirk Lichtenberger (51) kommt von der Bereitschaftspolizei in Chemnitz, war bis 2018 aber schon einmal in führender Position in Zwickau.
Die Freude in Zwickau wird jedoch getrübt. Denn kaum ein Polizeipräsident bleibt in der Schwanenstadt länger als ein oder zwei Jahre. Dann werden sie in "wichtigere" Positionen in Sachsen versetzt. So wie zuletzt Lutz Rodig (58), der jetzt Polizeichef in Dresden ist.
Die Zwickauer Präsidentenstelle gilt als Durchlauferhitzer für gute Leute. Schade nur für die hiesigen Polizisten. Sie hätten auch mal einen Chef verdient, der sich richtig einarbeiten kann, alle Mitarbeiter kennenlernt und ihren Fähigkeiten gemäß fordert und fördert. Das klappt in Zwickau gar nicht. Bevor ein Präsident den letzten Mitarbeiter namentlich kennt, ist er schon wieder weg.
Überhaupt scheint in Sachsen wenig Interesse an der Polizei Zwickau zu bestehen. Zur Einführung von Dirk Lichtenberger kamen weder Innenminister Armin Schuster (61, CDU) noch Landespolizeipräsident Jörg Kubiessa (57). Respekt sieht anders aus.
Titelfoto: Kristin Schmidt