Das gab's noch nie! Staatskarossen der DDR rollen über den Sachsenring
Hohenstein-Ernstthal - KAROSStalgie auf dem Sachsenring! Ehemalige Staatskarossen der DDR-Regierung paradierten zum ersten Mal über den Sachsenring. Mehr als 20 Volvos, zwei Tatras, ein Lada und ein Wartburg rollten in zwei parallelen Kolonnen über die altehrwürdige Rennstrecke.
Fahrschul-Inhaber Andreas Bönisch (64) aus Meißen ist auch Fahrsicherheitstrainer auf dem Ring und stieß das private Sammler-Treffen an: "Ich hatte mit zehn Teilnehmern für das spontane Treffen gerechnet. Es kamen mehr als 25, ich war komplett überrascht. Die Kolonnenfahrt mussten wir erst noch mal üben."
Er selbst fuhr in einem "unkaputtbaren" Volvo 264TE, Baujahr 1971, vor. Die schwarze Limousine war zu Honeckers Zeiten Reservefahrzeug für Staatsbesuche und chauffierte auch den hochrangigen SED- und Politbüro-Funktionär Siegfried Lorenz (89) herum.
"Nach der Wende stand der Sechszylinder bei einem Autohändler im Ruhrpott und wurde dann 20 Jahre in einer Hamburger Tiefgarage vergessen", sagt Bönisch, der das 1,6-Tonnen-Ungetüm 2016 kaufte. "Es hatte ein modernes Bündelfunk-Telefon und einen Kühlschrank. Die weichen Polster sind kuschelig, Gardinen sorgen für Privatsphäre. Notsitze für Dolmetscher lassen sich zur Fußablage ausklappen."
Nach der Fahrt über alte Streckenteile des Sachsenrings und einer Stärkung mit Kartoffelsuppe machten die Ostalgiker auch die Umgebung von Hohenstein unsicher.
"Die Mitstreiter, die sogar aus Waren/Müritz, Erfurt und Berlin anreisten, waren total begeistert", freut sich Bönisch. Eine Wiederholung sei nicht ausgeschlossen.
Titelfoto: Andreas Kretschel