Für modernen Neubau: Umstrittener Abriss neben Karl-May-Haus
Hohenstein-Ernstthal - An diesen Anblick müsste sich Wildwest-Schriftsteller Karl May (1842-1912) wohl erst gewöhnen: Die beiden Nachbargebäude seines Geburtshauses in der Karl-May-Straße sind abgerissen, machen Platz für ein modernes Depot.
Über den Neubau, der ab 2020 die verschiedenen Sammlungen aufnehmen, dazu Café, Souvenirverkauf und Kasse beherbergen soll, wurde in Hohenstein zehn Jahre lang diskutiert.
Die Debatten hören nicht auf: "Das Postkartenmotiv ist zerstört", sagt Alt-Oberbürgermeister Erich Homilius (74, parteilos), Vorsitzender des Fördervereins "Silberbüchse". "Der moderne Neubau ist zu klein, um unsere Sammlungen in einer Dauerausstellung zu zeigen, erschlägt aber das Karl-May-Haus optisch." Dennoch, auf den Kriegspfad will Homilius nicht ziehen: "Ich kann mit dem Entwurf leben."
Das kann Nachfolger Lars Kluge (41, CDU) noch viel mehr: "Man kann es nicht allen recht machen - dieses Gebäude ist der beste Kompromiss." Im neuen Depot, das die Stadt bei zwei Millionen Euro Baukosten und 90 Prozent Förderung fast geschenkt kriegt, werden wichtige Ausstellungsstücke gezeigt, die übrigen Sammlungen landen im Lager.
"Zudem betreiben wir mit dem Neubau heimische Wirtschaftsförderung, schaffen einen barrierefreien Zugang zum Geburtshaus und haben einen Investor für das Haus neben dem neuen Depot gefunden", sagt Lars Kluge. "Er wird das historische Gebäude als Wohnhaus modernisieren."
Titelfoto: Andreas Kretschel