Foto-Hype nervt Sachsens Bauern: Selfie-Touristen zertrampeln lila Mohnfelder
Callenberg - Sie sind die aktuell beliebtesten Hotspots in Callenberg: die lilafarbenen Mohnfelder mit ihren abertausenden Blüten, die zahlreiche Schaulustige aus Glauchau, Chemnitz und sogar Zwickau in die beschauliche Gemeinde locken.
Diese bewundern den Mohn jedoch nicht nur vom Rand aus, sondern betreten auch die privaten Anbauflächen - sehr zum Ärgernis des zuständigen Agrarbetriebs.
"Es betreten regelmäßig Leute die Mohnfelder, wodurch teilweise erheblicher Schaden entsteht", sagt Georg Stiegler (34), Geschäftsführer des Waldenburger Agrarbetriebs. Er betreibt in diesem Jahr drei Mohnfelder, die durch das Zertrampeln der Blumen eine geringere Ernte abwerfen. "Wir haben deshalb Schilder aufgestellt, die vor dem Betreten warnen sollen", so Stiegler.
Offenbar wurden die auch bereits geklaut: Am Feldrand waren solche Hinweise nicht mehr da. "Wir haben keine Schilder gesehen", sagte Andrea Falk (43), die mit ihrer Familie extra aus Reinsdorf (bei Zwickau) nach Callenberg angereist war. "Wir haben das Feld bei Facebook gesehen und mussten hier unbedingt hin, um Fotos zu machen, weil es so schön mädchenfarben aussieht", schwärmte Falk.
Auch Renate Schmutzler (71) hatte aus den Medien von dem farbenfrohen Mohnfeld erfahren. Sie wohnt im benachbarten Niederlungwitz (bei Glauchau) und bestaunte ebenfalls die Blütenpracht: "Dieser Backmohn ist exotisch und nicht typisch für uns - das ist eine Augenweide, so etwas zu sehen."
Dennoch warnt sie vor dem Betreten des Feldes: "Man kann den Mohn vom Rand genießen, aber sollte ihn nicht zertreten."
Titelfoto: Ralph Kunz