Film ab gegen Gewalt: Polizei geht mit Kamera zum Bürger
Zwickau - Jetzt kann jeder ungewollt zum "Filmstar" werden: Die Zwickauer Polizei führt ab sofort die "Bodycam" ein. Beamte führen die kleine Kamera am Mann und schalten die Aufzeichnung ein, wenn ein Bürger aggressiv auftritt. Polizeipräsident Lutz Rodig (57) hofft, dass damit "die Zahl der Angriffe gegen Polizisten zurückgeht".
Das Verhalten von Störern und Straftätern gegenüber der Polizei wird immer heftiger. 2019 wurden sachsenweit 1471 Beamte angegriffen, beleidigt oder durch Widerstand behindert. Im Vorjahr stieg die Zahl auf 1638.
"Wir erleben eine Erodierung des Respekts", klagt Lutz Rodig.
Die kleine Kamera soll das Problem verringern. Erste Feldversuche in Leipzig und Dresden bestätigen das: Wenn gefilmt wird, halten sich mehr Menschen gegenüber der Polizei zurück. Zumal die Aufnahmen im Streitfall als Beweismittel gelten.
1500 Bodycams erhält die sächsische Polizei, 125 gehen an die Zwickauer Reviere und Verkehrspolizei. Polizeimeisterin Christiane Maul (33) freut sich: "Ich bin erst ein gutes Jahr im Streifendienst. Aber körperliche oder verbale Angriffe erlebe ich täglich. Mit Kamera an der Uniform fühle ich mich geschützt."
Die Bedienung der Bodycam ist narrensicher, erklärte der Zwickauer Revierleiter Kay-Uwe Mittmann (52): "Kein Licht, dann ist sie aus. Grüner Leuchtring, dann läuft eine 60-Sekunden-Aufnahme ohne Speicherung, roter Ring steht für Daueraufzeichnung."
Eingeschaltet wird im Regelfall nach Ankündigung.
Übrigens: Nicht nur Polizisten dürfen filmen, auch Bürger können mit dem Handy "gegenfilmen", wenn ihnen ein Polizeieinsatz nicht geheuer ist.
Titelfoto: Montage: Uwe Meinhold (2)