Er setzt Mülsen unter Strom: Bürger baut drei Windräder

Mülsen - Sachsen war schon immer ein Land der Pioniere. Seiner Zeit besonders weit voraus ist Steffen Flämig (55). Der Diplom-Informatiker aus Mülsen (Landkreis Zwickau) hilft mit bei der Energieversorgung der Zukunft - und baute drei eigene Windräder. Stückpreis: fünf Millionen Euro.

Drei Windräder zum Preis von 15 Millionen Euro hat Steffen Flämig (55) im Mülsener Gewerbegebiet Lippoldsruh gebaut.
Drei Windräder zum Preis von 15 Millionen Euro hat Steffen Flämig (55) im Mülsener Gewerbegebiet Lippoldsruh gebaut.  © Uwe Meinhold

Das Geld hatte der Kleinunternehmer nicht auf der hohen Kante. Aber: "Mit einem guten Konzept finanzieren Banken so ein Projekt. Wenn die Winde weiter gut wehen, sind die Windräder 2032 abbezahlt."

Besser gesagt: Die Anlage finanziert sich mit der produzierten Energie selbst. Rund 24 Millionen kWh Strom erdrehen die Riesenrotoren jährlich - mehr als alle 12.000 Mülsener Bürger verbrauchen.

Der Weg zum Windrad war für den Herrn der Winde beschwerlich. Steffen Flämig besuchte Seminare und Kongresse, wurde von Fachleuten für seine Idee eigener Windräder ausgelacht.

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Der Sachse gab nicht auf, kniete sich tief in die Materie, breitete sein Konzept auf 35.000 DIN-A-4-Seiten aus.

"Alle ausgedruckt auf meinem Laserdrucker im Wohnzimmer. Meine Partnerin musste einiges erleiden."

Nette Geste gegenüber den Anwohnern: Immer zur Adventszeit leuchtet ein Schwibbogen vom 140 Meter hohen Windrad.
Nette Geste gegenüber den Anwohnern: Immer zur Adventszeit leuchtet ein Schwibbogen vom 140 Meter hohen Windrad.  © Uwe Meinhold

Trotz Gegenwind von Bürgern und Bürgermeister: Wind-Pionier setzt sich durch

Widerstand erntete der Wind-Pionier im Dorf. Bürgermeister und einige Bürger hatten Einwände. Steffen Flämig widerlegte alle. Lärm, Schattenwurf, Vogelschutz - Punkt für Punkt passte er sein Projekt an, gewann alle gegen ihn geführten Prozesse.

Seit Ende 2015 drehen sich seine bis zu 196 Meter hohen Rotoren und machen Strom.

Seitdem macht der Windmüller gut Wetter bei den Anwohnern, zeigt ihnen Mülsen von oben oder lässt im Advent den höchsten Schwibbogen Sachsens leuchten.

Titelfoto: Uwe Meinhold

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