Düngerpreise explodieren wegen Putins Krieg, doch Forscher in Sachsen haben die Lösung

Niederfrohna - Sachsens Bauern kämpfen mit hohen Dünger-Preisen, doch die Lösung könnte nah sein. Tüftler aus Niederfrohna (Landkreis Zwickau) haben ein Verfahren entwickelt, mit dem sie die Kläranlage zur Dünger-Quelle machen.

Der Dünger für Sachsens Felder kommt kaum noch aus Sachsen. Das könnte sich wieder ändern.
Der Dünger für Sachsens Felder kommt kaum noch aus Sachsen. Das könnte sich wieder ändern.  © dpa/Philipp Schulze

Durch den Ukraine-Krieg fehlt einerseits Dünger aus Osteuropa, andererseits ist die gas-intensive Produktion von künstlichem Dünger hierzulande teuer geworden, so Torsten Krawczyk (47), Präsident des Landesbauernverbandes.

"Noch verwenden wir Dünger aus dem vorigen Jahr. Doch die Ernte 2023 wird eine der teuersten überhaupt." Phosphor-Dünger kostete Anfang 2021 etwa 370 Euro pro Tonne, jetzt liegt der Preis bei rund 1000 Euro.

Eine Lösung könnte im beschaulichen Niederfrohna liegen. Wer dort aufs stille Örtchen geht, hilft, dass auf den Feldern das Getreide wächst. Wie das funktioniert? Das Klärwerk Niederfrohna trocknet den Klärschlamm, verkohlt ihn im Ofen bei bis zu 800 Grad Celsius. Übrig bleibt ein schwarzes Granulat.

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Der Klärschlamm enthält anfangs allerlei Schadstoffe, etwa Schwermetalle - deswegen eignet er sich nicht als Dünger. Bei der Hitze-Behandlung verschwinden die Schadstoffe, erhalten bleibt vor allem der Phosphor. Der ist wichtiger Bestandteil von Dünger.

Für Gülle gelten strenge Richtlinien. Deswegen können Bauern nicht einfach unbehandeltes Abwasser dafür verwenden.
Für Gülle gelten strenge Richtlinien. Deswegen können Bauern nicht einfach unbehandeltes Abwasser dafür verwenden.  © dpa/Patrick Pleul
Der entwässerte Klärschlamm (l.) wird in Niederfrohna zunächst getrocknet, wodurch Pellets (M.) entstehen. Durch die Hitze-Behandlung wird daraus Granulat (r.).
Der entwässerte Klärschlamm (l.) wird in Niederfrohna zunächst getrocknet, wodurch Pellets (M.) entstehen. Durch die Hitze-Behandlung wird daraus Granulat (r.).  © Kristin Schmidt
Torsten Krawczyk (47), Präsident des Landesbauernverbandes, spricht sich für Dünger aus regionalen Quellen aus.
Torsten Krawczyk (47), Präsident des Landesbauernverbandes, spricht sich für Dünger aus regionalen Quellen aus.  © Steffen Füssel
Steffen Heinrich (57), Leiter der Kläranlage Niederfrohna, zeigt den behandelten Klärschlamm.
Steffen Heinrich (57), Leiter der Kläranlage Niederfrohna, zeigt den behandelten Klärschlamm.  © Kristin Schmidt

"Wir produzieren 200 Tonnen im Jahr", sagt Steffen Heinrich (57), Chef der Kläranlage. "Damit können wir Niederfrohna und die Kreisstadt Limbach-Oberfrohna versorgen."

Aufgrund der strengen EU-Richtlinien dürfe der Dünger nicht direkt auf die Felder. "Aber Bauern können damit Reststoffe in Dünger verwandeln, indem sie das Granulat zum Beispiel in ihre Pflanzenreste mischen."

Die Vision des Kläranlagen-Chefs: "So könnte jede Region selbst ihren Dünger herstellen. Früher hat man schließlich auch nicht alle Exkremente an einen Ort gefahren, um sie von dort wieder zu verteilen."

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Das Experiment sorgt für Aufsehen, laut Heinrich gibt es schon Anfragen aus Bayern, Thüringen und Sachsen-Anhalt. Auch die Kläranlage im sächsischen Großenhain will die Technik einführen, wie Chefin Elisabeth Lorenz (58) sagt.

Die Tüftler haben auch kürzlich ein Buch veröffentlicht, "Vom Abfall zum Gartengold" (erschienen im Mironde Verlag, 128 Euro).

Die Gas-Politik von Russlands Präsident Wladimir Putin (69) treibt die Dünger-Preise nach oben.
Die Gas-Politik von Russlands Präsident Wladimir Putin (69) treibt die Dünger-Preise nach oben.  © picture alliance/REUTERS

Bauernverband-Chef Krawczyk begrüßt die sächsische Innovation: "Jeder Dünger aus einer natürlichen Quelle ist sinnvoll - gerade in der jetzigen Lage."

Titelfoto: dpa/Philipp Schulze, Kristin Schmidt

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