Die Bahnhofs-Schande von Werdau: Kümmerte sich die Stadt nicht gut genug um das Gebäude?
Werdau - Es ist wohl Sachsens schlimmster Bahnhof: In Werdau (Landkreis Zwickau) werden Zugreisende in einem völlig beschmierten Gebäude begrüßt. Einige Werdauer wollen das Gebäude retten. Ihr Vorwurf an die Stadt: Das Rathaus habe den historischen Bahnhof verkommen lassen, soll wohl nie eine Alternative zum Abriss geplant haben.
In der gut 20.000 Einwohner großen Stadt tobt ein wahrer Kampf um den 1845 eröffneten Bahnhof. Seit 2012 gehört das Gebäude der Stadt. Nun soll es abgerissen und durch eine moderne Empfangshalle ersetzt werden - soweit die Pläne der Stadt.
Doch einige Bürger hängen an ihrem Bahnhof, wollen das historische Gebäude erhalten. Sie erreichten im April durch das Chemnitzer Verwaltungsgericht einen Abriss-Stopp.
Die Stadt legte beim Oberverwaltungsgericht in Bautzen Beschwerde gegen den Abriss-Stopp ein. Die Entscheidung des Gerichts: Der Baustopp wird aufgehoben, die Abrissarbeiten können weitergehen.
Ein Schlag ins Gesicht für die Bahnhofs-Retter. Sie werfen der Stadt vor, sich nicht gut genug um das Gebäude gekümmert zu haben.
Der Verein "Stadterhaltung und -entwicklung Werdau" spricht von einer "mutwilligen Zerstörung der Stadt". Zudem würde das Rathaus die Bahnhofs-Retter nicht ernst nehmen. Eine Nachfrage von TAG24 an das Rathaus, ob die Stadt sich wirklich zu wenig um die Weiternutzung des Gebäudes gekümmert habe, blieb unbeantwortet.
Bürgermeister: "Von den Bahnhofs-Interessenten blieb keiner übrig"
Allerdings erklärte Werdaus Bürgermeister Sören Kristensen (59, Unabhängige Liste) in einem Informationsvideo auf YouTube, dass die Stadt seit 2012 versucht habe, Interessenten zu finden, "die das Gebäude wirtschaftlich nutzen wollen". Aber: "Von den Interessenten blieb keiner übrig", so Kristensen.
So traf der Stadtrat 2014 einen Grundsatzbeschluss: Das gesamte Bahnhofsgebäude wird abgerissen. Stattdessen soll ein moderner Bahnhofsvorplatz entstehen - inklusive neuen Bushaltestellen. Insgesamt kostet der Vorhaben etwa 4,5 Millionen Euro, 800.000 Euro davon will die Stadt selbst aufbringen.
Der Abriss des Bahnhofes soll bis zum Ende des Jahres abgeschlossen sein. Danach sollen die Bauarbeiten für den neuen Bahnhofsvorplatz beginnen.
Titelfoto: Fabian Windrich