Arztpraxis verlangt Klo-Gebühr: Patientin rausgeworfen, weil sie keinen Euro hatte
Lichtenstein - Stellt Euch vor, Ihr habt einen Termin beim Arzt und müsst eine Weile im Wartezimmer ausharren. Wenn dann plötzlich ein dringendes Bedürfnis aufs stille Örtchen ruft, wird's auf einmal teuer: In Sachsen will eine Ärztin von ihren Patienten Geld fürs Pullern. Kein Scherz!
Lichtenstein (11.000 Einwohner, Landkreis Zwickau) zwischen Chemnitz und Zwickau ist vor allem für sein prächtiges Schloss und die herrlichen Hausnachbauten der "Miniwelt" bekannt.
Die überraschende Klo-Gebühr in einer Arztpraxis verschafft der Kleinstadt jetzt ein ganz neues Renommee. Denn viele Patienten sind wenig erfreut über das Geschäft mit dem Geschäft.
So wie Kerstin Kirsch (63), die vor wenigen Wochen zum Röntgen in der Praxis war. "Ich hatte nur Chipkarte und Überweisung dabei. Als ich zum WC musste, krabbelte ich in meiner Not unter dem Drehkreuz durch. Als ich zurückkam, stand eine Praxis-Mitarbeiterin vor mir und fragte scharf: 'Was wird das?' Als ich antwortete, dass ich kein Geld dabei hätte, verwies sie mich an einen Bankautomaten."
Ende vom Lied: Kerstin Kirsch musste die Praxis angeblich ohne Behandlung verlassen. "Ein Euro ist ein bisschen happig", schimpft auch Rosemarie Weinhold (70).
Kritik vom Landes-Hausärzteverband
Für Patientin Linni Grund (56) ist die WC-Gebühr "Horror". Sie meint: "Gegenüber einer Omi mit schmaler Rente ist das böse."
Jan Skuras (63), Vorstand des Landes-Hausärzteverbandes aus Niederwiesa, kritisiert die Puller-Gebühr scharf, nennt sie "krass".
Eine Notdurft sei "gesundheitlich entscheidend", und er glaubt: "Das ist ein Fall fürs Gesundheitsamt, ob die Gebühr rechtskonform ist."
Facharzt Klaus Hamm aus Chemnitz hat so einen Fall noch nicht gehört: "Menschliche Bedürfnisse müssen befriedigt werden. Das ist fachlich nicht nachvollziehbar."
Die Ärztin selbst wollte sich auf TAG24-Nachfrage nicht zur Klo-Gebühr äußern: "Kein Kommentar."
Titelfoto: Andreas Kretschel