Zoff um Drogen in sächsischer Haftanstalt: Bandenkrieg eskaliert - Revolte hinter Gittern

Torgau - In der Justizvollzugsanstalt Torgau ist ein Bandenkrieg eskaliert. Ende Juli kam es hinter den Gefängnismauern zu gewalttätigen Ausschreitungen, die verschärfte Sicherheitsmaßnahmen nach sich zogen. Insider berichten von massiven Problemen mit einer neuen Droge, die über die Briefpost in den Knast gelangt.

Hinter den Mauern der Haftanstalt Torgau brodelt es - am 25. Juli entlud sich unter den Gefangenen die Gewalt.
Hinter den Mauern der Haftanstalt Torgau brodelt es - am 25. Juli entlud sich unter den Gefangenen die Gewalt.  © Udo Kuthe

Am 25. Juli entlud sich die Gewalt. Wie die Leitung der JVA Torgau TAG24 auf Anfrage bestätigte, kam es zur Mittagszeit in einem Flügel des Kreuzbaus zur "Auseinandersetzung zwischen mehreren Gefangenen". Eine regelrechte Schlacht zwischen Banden soll getobt haben, berichten Insider.

Involviert waren demnach größtenteils wegen Drogen- und Gewaltdelikten inhaftierte Gefangene nordafrikanischer Herkunft, die auch im Knast in den Drogenhandel verwickelt sein sollen.

Die Gewalt soll sich später auch gegen das eingreifende Wachpersonal gerichtet haben. Allerdings gewannen die Schließer die Oberhand, ohne die Polizei zu Hilfe rufen zu müssen. Den Bediensteten sei es gelungen, die Situation mit eigenen Kräften zu beruhigen, erklärte JVA-Leiterin Nicole Borchert.

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Gefragt nach den Hintergründen des Gewaltausbruchs, hält sich die JVA-Leitung im Ungefähren. "Der Hintergrund der Auseinandersetzung dürfte in der Subkultur liegen", schreibt Borchert. Um ein erneutes Aufflammen zu vermeiden, sei der Tagesablauf "nicht unerheblich eingeschränkt" worden.

Torgaus JVA-Leiterin Nicole Borchert (r.) wurde im August 2023 von Justizministerin Katja Meier (44, Grüne) feierlich ins Amt eingeführt.
Torgaus JVA-Leiterin Nicole Borchert (r.) wurde im August 2023 von Justizministerin Katja Meier (44, Grüne) feierlich ins Amt eingeführt.  © PR

Synthetische Drogen kommen mit der Post

In einigen deutschen Justizvollzugsanstalten (JVA), wie hier im badischen Bruchsal, gibt es bereits Ionenscanner, die synthetische Drogen auf Briefpapier erkennen können. Torgau hat noch keinen solchen Scanner.
In einigen deutschen Justizvollzugsanstalten (JVA), wie hier im badischen Bruchsal, gibt es bereits Ionenscanner, die synthetische Drogen auf Briefpapier erkennen können. Torgau hat noch keinen solchen Scanner.  © DPA

Heißt: Wochenlang wurden zahlreiche Gefangene in ihren Zellen eingeschlossen. Die schlimmsten Gewalttäter wurden in andere Haftanstalten oder innerhalb der JVA auf andere Stationen verlegt. Die Arbeit in den internen Werkstätten kam zum Erliegen, da die meisten Gefangenen aus Sicherheitsgründen nicht mehr ihren gewohnten Tätigkeiten nachgehen konnten.

Erst diesen Montag gab es eine Lockerung, geht der überwiegende Teil der Gefangenen laut Borchert bis mittags wieder arbeiten.

Was die JVA-Leitung als "Subkultur" bezeichnet, beschreiben Bedienstete hinter vorgehaltener Hand als Banden- und Drogenkrieg hinter Gittern. Vor allem synthetische Drogen, sogenannte NPS (Neuartige psychoaktive Substanzen), seien aktuell das Problem, erzählt ein Insider. "Die werden verflüssigt und dann auf Briefpapier oder gemalte Kinderbilder aufgedampft und kommen so mit der Post in die Anstalt."

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Weder die obligatorischen Drogentests noch Rauchgiftspürhunde könnten die farb- und geruchslosen NPS erkennen. Im Knast werde das Papier dann in kleine Schnipsel zerteilt und als Joint geraucht, berichtet der Insider. Und sagt: "Man kann richtig mit ansehen, wie die Leute an dem Zeug kaputtgehen."

Merkwürdig: Trotz des Ausmaßes der Gewalt hat die JVA laut Polizei nur Strafanzeige gegen einen Gefangenen erstattet - gegen einen Marokkaner (35) wegen des Verdachts der vorsätzlichen Körperverletzung.

Titelfoto: Udo Kuthe

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