Dresden - Das Volkswagen-Beben nimmt Gestalt an: Der Gesamtbetriebsrat klärte am Montag Mitarbeiter auf Protest-Kundgebungen an allen zehn VW-Standorten, darunter auch Dresden, Chemnitz und Zwickau, über die Sparpläne der Konzernspitze auf. Demnach sollen drei Werke dichtmachen, Zehntausenden gekündigt werden.
Mit Trillerpfeifen und Transparenten ("Hände weg vom Tarifvertrag") protestierten am Vormittag an der Gläsernen Manufaktur in Dresden rund 200 VW-Mitarbeiter gegen die Pläne, welche die Unternehmensspitze kürzlich dem Betriebsrat präsentierte. Dieser spricht von "Kahlschlag-Vorhaben in historischen Dimensionen".
"Verbunden mit Arbeitsplatzverlusten für Zehntausende Beschäftigte will der Vorstand mindestens drei VW-Fabriken schließen, zusätzlich praktisch alle dann noch bestehenden Werke verkleinern, zudem bisherige Kernbereiche abstoßen und obendrein für die verbleibenden Beschäftigten erhebliche Entgeltverluste durchsetzen", teilte der Betriebsrat mit.
"Alle deutschen VW-Werke sind von den Plänen betroffen. Keines ist sicher!", sagte die Gesamtbetriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo (49) im Wolfsburger Stammwerk.
Konkret gehe es etwa um die Trennung ganzer Abteilungen und Bereiche, um die Verlagerung der dortigen Arbeit ins Ausland. "Das ist der Plan des größten deutschen Industriekonzerns, in seiner Heimat Deutschland den Ausverkauf zu starten."
Sachsen-Betriebsrat droht mit "heißem Winter"
Nicht bekannt ist bislang, welche Werke vor dem Aus stehen sollen. Die verbleibenden Mitarbeiter müssten gemäß Betriebsrat Entgeltverluste von zehn Prozent hinnehmen, 2025 und 2026 keine Erhöhungen erhalten, zudem auf die monatliche Tarifzulage (167 Euro) verzichten.
Selbst bei einem Fortbestand würde den Plänen zufolge in Zwickau (10.000 Beschäftigte), wo Tausende wütende Kräfte protestierten, künftig nur noch auf einer statt zwei Fertigungslinien produziert. Sachsens Betriebsrats-Chef Uwe Kunstmann (49) drohte mit bundesweiten Arbeitskämpfen und einem "heißen Winter".
Das Unternehmen veröffentlichte nach den Protesten am Mittag eine Mitteilung im VW-Intranet. Darin hieß es, einzelne deutsche Werke seien "doppelt so teuer wie der Wettbewerb", die Arbeitskosten "deutlich zu hoch".
Cavallo unterstellte der VW-Spitze "Konzept- und Strategielosigkeit", forderte eine Erklärung des Vorstands. Die könnte es am Mittwoch bei der nächsten Verhandlungsrunde geben.