Merkwürdiger Aushang im Haus: Wird den Bewohnern hier verboten, Vögel zu füttern?
Dresden - Es gehört zum Winter wie Schlitten fahren, ein Besuch auf dem Weihnachtsmarkt und lecker Striezel: Vögel füttern. Doch ausgerechnet das wollte die WGJ laut einem Aushang ihren Mietern nun verbieten.
Per Schreiben teilte die Genossenschaft den Bewohnern am Terrassenufer, an der Lothringer Straße, an Rietschel- und Schulgutstraße mit, dass "Singvögel derzeit noch ausreichend Nahrung in der Natur" finden. Der Vermieter fordert daher: "Bitte unterlassen Sie das Füttern und entfernen die Meisenknödel und Futterhäuschen von Ihren Balkonen."
Viele Mieter wie Birgit Liebich reagieren mit Unverständnis. Die 63-Jährige fütterte immer mit viel Liebe und Freude Meisen und Spatzen. Die neue Regelung will sie nur zähneknirschend akzeptieren.
Auf Nachfrage spricht die Wohnungsgenossenschaft von einem Missverständnis. "Unserem Aushang fehlt die Ergänzung, dass Meisenknödel und Vogelhäuschen nicht außerhalb des Balkons angebracht werden sollten, um das Herabfallen des Futters zu verhindern. Das ist einer unglücklichen Formulierung geschuldet", so Sprecherin Elena Heyne (39)
Hintergrund der "Bitte" ist, dass herabfallendes Vogelfutter am Boden Ratten anlocken könnte. Das Gebiet am Terrassenufer ist auf Trümmerschutt gebaut. Die hohlraumreichen Böden sind ein idealer Lebensraum für die Nager. Dass Vogelfutter Ratten anlockt, bestätigt der Nabu.
"Wir sind nicht gegen das Füttern von Singvögeln. Im Gegenteil, wir unterstützen sogar den Bruterfolg der Vögel, indem wir auf unseren Grünflächen mehrere Nistkästen angebracht haben", so die WGJ-Sprecherin.
Wer sich nicht an den Aushang hält, habe keine Konsequenzen zu befürchten. Anlass des Schreibens waren im Viertel entdeckte Ratten.