Wohnmobil-Diebe versauen den Sachsen ihren Urlaub!
Dresden - Es ist mehr als nur ein Fahrzeug: In der Nacht zum 15. Juni klauten Diebe das Wohnmobil der Familie Frost. Damit waren der komplette Urlaub, Ausrüstung und auch viel Arbeit verschwunden. Kein Einzelfall: Seit der Pandemie hat der Camper-Boom auch die kriminelle Szene erfasst.
Noch immer ist Torsten Frost (50) fassungslos. "Wir hatten es 19.30 Uhr extra unter einer Straßenlaterne abgestellt", sagt er gegenüber TAG24. "Am Morgen habe ich mich dann gewundert, wo es denn steht."
Die kurze Suche blieb erfolglos, die Einsicht kam kurz darauf: "Wir hatten einen AirTag im Fahrzeug. Das letzte Signal kam von der A4, genau um 2.14 Uhr Höhe Bautzen-Ost."
Im Fahrzeug befand sich quasi ein zweiter Hausstand. Seit sie den Hymer vor einem Jahr gebraucht gekauft hatten, waren sie fast jedes Wochenende damit unterwegs. Außerdem war es das einzige Auto der Familie.
"Es ist ja nicht nur der materielle Wert", so der Wohnmobil-Besitzer. "Es ist auch die Hingabe, die man da reingesteckt hat."
Auch der Roadtrip mit der Tochter nach Südeuropa musste nun ausfallen. Ob die Familie für den Preis noch mal ein neues, gebrauchtes Wohnmobil findet, steht in den Sternen.
Wohnmobil-Klau in Sachsen: In dieser Stadt schlagen die Diebe am häufigsten zu!
Denn die Camper boomen, Preise steigen - und auch der Diebstahl: Verschwanden sachsenweit 2020 nur 17 Wohnmobile, waren es im Jahr darauf bereits 56. In diesem Jahr verschwanden allein bis 10. Juni bereits 39 Wohnmobile.
"Die Zunahme hängt mit dem starken Zuspruch an mobilem Urlaub zusammen, unter anderem wegen Corona und dem anhaltenden Camping-Boom", so Kathleen Zink (58) vom Landeskriminalamt. "Das bedeutet für die Täterseite natürlich auch mehr Tatgelegenheiten und mehr Auswahl an begehrten Fahrzeugen."
Gefragt bei den Kriminellen sind die Marken der Stellantis-Gruppe, da sie mit der gleichen Technik geklaut werden können. Der Zielmarkt liegt im Osten.
"Es ist davon auszugehen, dass diese Fahrzeuge mit neuen Papieren und gefälschter Identität ausgestattet und dann im Ausland im Ganzen weiterverkauft werden", weiß die LKA-Sprecherin. "In Osteuropa gibt es ebenfalls eine enorme Nachfrage nach Wohnmobilen und Camping-Urlaub."
Ermittler gehen davon aus, dass die Fahrzeuge teilweise auf Bestellung gestohlen werden. Die Aufklärungsquote liegt bei 22,2 Prozent. Seit 2020 wurden mit 55 die meisten Camper im Dresdner Stadtgebiet gestohlen, gefolgt vom Raum Görlitz mit 40 Fällen und Leipzig mit 34.
"Ein Grund dafür ist die Grenznähe zu Polen und Tschechien und damit einhergehend die schnelle Verbringung dieser Fahrzeuge ins Ausland", so Kathleen Zink. "Das trifft auch für Leipzig zu, da dort über das Hinterland guter unerkannter Abgang in Richtung Ostsachsen möglich ist."
Titelfoto: Bildmontage: privat, Eric Münch, 123rf