Wo lagert unser Gas? Darum gibt es in Sachsen keine Gasspeicher
Dresden/Leipzig - Man sieht es nicht, man bekommt es nicht zu fassen und doch beschäftigt es uns wie nie zuvor - das Erdgas. Doch wo steckt eigentlich das ganze Gas, das in Sachsen verbraucht wird?
Seit der Absage an Nord Stream 2 und der Drosselung von russischem Gas durch die Pipeline Nord Stream 1 beschäftigt das Thema die Verbraucher und die Politik.
Es gilt jetzt, noch vor dem Winter die Erdgasspeicher fix zu füllen. Doch wo sind die überhaupt, zum Beispiel für das Gas, das wir hier in Sachsen verbrauchen?
Nun, anders als beim Trinkwasser, das unter anderem im Süden von Dresden immer aus der Talsperre Klingenberg kommt, lässt sich das beim Gas nicht exakt nachvollziehen.
Das liegt daran, dass es in Deutschland ein etwa 500.000 Kilometer langes Gasleitungsnetz gibt, in das aus verschiedenen Quellen Gas hinein-, andernorts aber auch wieder herausgeleitet wird.
Ob man jetzt also seine Stube mit russischem oder norwegischem Gas heizt (oder sein Schnitzel damit auf dem Gasherd brät), lässt sich nicht wirklich sagen.
Die Fakten zum Gas-Verbrauch in Sachsen
In Sachsen deckt Gas 23 Prozent des Primärenergieverbrauchs ab (Stand 2019). Deutschlandweit liegt der Wert bei etwa 26 Prozent.
Das meiste Gas verbrauchen in Sachsen die Haushalte (30,1 Prozent), gefolgt von der Industrie (26,3 Prozent). Gewerbe, Handel, Dienstleistungen und Verkehr folgen mit 14,5 Prozent, der Rest geht an Kraftwerke (Stand 2019; Quelle: Sächsisches Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft).
Erdgas gelangt an acht Grenzübergangsstellen nach Deutschland, außerdem über die Pipeline Nord Stream 1.
Deutschland bezieht Erdgas vor allem aus Russland (vor der Krise etwa 55 Prozent unseres Bedarfs), aus Norwegen (20 Prozent) und den Niederlanden (vor allem Raum Groningen). Sogar aus Niedersachsen erhalten wir etwas Gas. Dazu kommt demnächst Flüssiggas, das mit Schiffen an noch zu bauende Terminals gelangt.
Abgesehen von einigen Hochbehältern wird Gas in Deutschland vor allem unterirdisch gespeichert. 51 solcher Speicherorte gibt es. Sind sie voll gefüllt, entspricht die gelagerte Menge etwa einem Viertel des Jahresbedarfs.
In Sachsen gibt es keine Gasspeicher
In Sachsen befinden sich keine solcher unterirdischen Speicher, wohl aber in unmittelbarer Nachbarschaft in Sachsen-Anhalt.
Dort werden von der VNG AG, einem europaweit tätigen Gashandelskonzern mit Sitz in Leipzig, Anlagen in Bad Lauchstädt und Bernburg betrieben. "Die Speicherkavernen in Bad Lauchstädt und Bernburg sind künstliche Hohlräume in unterirdischen Salzstöcken", erklärt dazu VNG-Sprecherin Melanie Hensel. Stand letzten Montag seien sie zu 89,76 Prozent gefüllt gewesen.
Hensel: "Die aus dem Salz gespülten Kavernen sind zum Teil so groß, dass darin beispielsweise das Völkerschlachtdenkmal zweimal Platz finden würde." Wohlgemerkt die einzelnen Kavernen (Hohlräume).
Und von denen gibt es in Bad Lauchstädt 19 und in Bernburg gar 30 Stück. Zusammen machen diese beiden Standorte in der Nähe von Sachsen 9 Prozent der deutschen Gasspeicherkapazität aus.
Gut möglich also, dass auch schon Gas aus Bernburg oder Bad Lauchstädt uns die heimische Stube geheizt oder das Essen gekocht hat.
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