Facharbeiter-Suche bei 37 Grad: Duligs 27-Stunden-Trip nach Indien
Dresden/Coimbatore (Indien) - Seit zwei Tagen weilt Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (50, SPD) mit einer 26-köpfigen Delegation im indischen Bundesstaat Tamil Nadu. Die Anreise in den Süden des Subkontinents war für die Sachsen strapaziös. Reichlich 27 Stunden war man unterwegs, weil indische Inlandsflüge ersatzlos gestrichen worden waren. Dafür entschädigt nun die Gastfreundschaft und das Interesse der Inder an den Deutschen.
Beim Besuch einer Industrie-Messe in der Millionenmetropole Coimbatore werden die mitgereisten Unternehmer und Wirtschaftsförderer dicht umlagert.
"Welcome Saxony!", scheppert es aus den Lautsprechern im Messezentrum von Coimbatore, als die Delegation die International Engineering Sourcing Show (IESS) betritt.
Ein Empfangskomitee wartet. Die Klimaanlagen arbeiten bei 37 Grad Außentemperatur hörbar am Limit, um die großen Hallen zu kühlen. Viele Hände sind zu schütteln. Geschenke und Visitenkarten wechseln die Besitzer.
Die IESS ist vergleichbar mit Ostdeutschlands größter Maschinenbau-Messe Intec, die alle zwei Jahre in Leipzig stattfindet. Einziger Unterschied: Hier geht man ohne Scheu auf Tuchfühlung. Sachsen präsentiert sich in einer eigenen Veranstaltung.
Gut 180 Inder schauen gebannt zu, als ein Image-Video mit der Marken-Botschaft "Hightech trifft Barock" über eine Leinwand flimmert. Stühle müssen nachgeordert werden. Im Nu sind gut 100 Broschüren und dutzende grüne Sachsen-Kugelschreiber der sächsischen Wirtschaftsförderung (WFS) vergriffen.
Großer Andrang bei Besuch der Deutschen
Nachdem sich mitgereiste Unternehmer in zweiminütigen Vorträgen vorgestellt haben, bilden sich Grüppchen und Inder löchern sie mit Fragen. Beim anschließenden "Speedating" mit den deutschen Firmenlenkern bilden sich Schlangen, so viele suchen Kontakte.
WSF-Chef Thomas Horn (54) ist zufrieden: "Wir werden gezielt angesprochen. Die indischen Unternehmer wissen, welche Produkte und Services in Deutschland nachgefragt werden." Er sieht große Potenziale und Chancen für die sächsische Wirtschaft in Indien.
Nicht wenige Messebesucher erkundigen sich auch konkret nach Karrierechancen.
Die Bilanz des Maschinenbau-Unternehmers Titus Lehmann (46) aus Pöhl fällt auch überaus positiv aus: "Wir werden hier mit offenen Armen empfangen. Das Niveau der Messe war gut und beim B2B wurden wir regelrecht überrannt. Das hatten wir so nicht erwartet."
Manchester des Südens
Coimbatore (1,5 Millionen Einwohner) wird "Manchester des Südens" genannt, denn die Textilindustrie hat den Industriestandort geprägt.
Coimbatore ist die zweitgrößte Stadt des südlichen Bundesstaates Tamil Nadu. Dort leben auf einer Fläche, die etwa einem Drittel Deutschlands entspricht, insgesamt 80 Millionen Menschen. Zehn Millionen davon wohnen in Chennai.
Die Hauptstadt (einst auch Madras genannt) ist das zweite Ziel der Reise.
Titelfoto: Bildmontage: SMWA/Kristin Schmidt