Winzer und Obstbauern bangen um Ernte: Mitten im Frühling schlägt General Winter eiskalt zurück
Oberwiesenthal - Und da war er wieder zurück: Schneeweiß, frostig und mit teils stürmischem Wind hat sich der Winter am Wochenende in Sachsen zurückgemeldet. Wer schon Sommerpneus aufgezogen hatte, kam vor allem im Erzgebirge mächtig ins Schlingern. Obstbauern und Winzer sorgen sich um die Früchte ihrer Arbeit.
Der April, der weiß nicht, was er will! Vor rund einer Woche noch ließ hochsommerliches Wetter allerorten die Blüten hervorschießen, jetzt droht die ganze Pracht zu erfrieren. Das Erzgebirge zeigt sich im weißen Kleid. Auf 600 Meter sank die Schneefallgrenze am Wochenende, gab es am Fichtelberg, in Carlsfeld und in anderen Gebirgsorten bis zu 20 Zentimeter Neuschnee binnen 24 Stunden.
Die Winterdienste hatten vollauf zu tun. Und zahlreiche Autofahrer, die getreu der "Oktober-bis-Ostern"-Regel ihre Winterreifen schon abgelegt hatten, kamen in ernste Schwierigkeiten. Auf den Autobahnen 4 und 72 krachten am Samstagabend mehrere Autos auf vereisten Fahrbahnen in die Leitplanken und gegeneinander. Insgesamt vier Personen wurden verletzt.
Die Schneemengen seien bemerkenswert für diese Jahreszeit, meinte Florian Engelmann vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Kälteeinbrüche gebe es zwar immer wieder im April.
Ungewöhnlich sei aber, dass das Wetter vom wärmst- zum kältestmöglichen Szenario umschlage.
Nachts bleibt es frostig
Das treibt auch Sachsens Obstbauern und Winzer die Sorgenfalten auf die Stirn. Die Obstbäume hätten fast drei Wochen früher als normal geblüht, sagte Udo Jentzsch, Chef des Verbandes Sächsisches Obst. Nachtfröste von minus 5 Grad und über längere Zeit wären jetzt "katastrophal".
Von erheblichem Frost-Schaden in den Junganlagen berichtete der Radebeuler Winzer Karl Friedrich Aust. Sie machten zehn Prozent der Anbaufläche seines Weingutes aus. "Auf der Hälfte davon haben wir 50 Prozent Schaden", so Aust. Die Reben würden nun mit Erde geschützt und in älteren Anlagen Frostkerzen aufgestellt. Im Staatsweingut Schloss Wackerbarth will man jetzt Rauchfeuer entfachen, um die Luft an den Rebstöcken zu erwärmen.
Zu Wochenbeginn bleibe es vor allem nachts bis ins Tiefland frostig, erklärte Meteorologe Engelmann. "Richtig knackig wird es in der Nacht zu Dienstag."
Titelfoto: imago/Bernd März